Düsseldorf Kitas: Der echte Bedarf soll zählen

Stadt fragt Eltern nach den wirklich benötigten Betreuungszeiten — und verlangt in der Tagespflege Beweise.

Düsseldorf: Kitas: Der echte Bedarf soll zählen
Foto: Bernd Thissen/dpa

Düsseldorf. Was die Stadt Düsseldorf seit Jahren beim Ausbau der Kinderbetreuung vor der Brust hat, nennen Engländer „an uphill battle“, ein Kampf, der sozusagen bergauf zu führen ist. Denn obwohl immer neue Kitas öffnen, steigt die Betreuungsquote nur langsam an. Denn auch die Einwohnerzahl wächst rasant, 2030 soll sie — wie berichtet — bereits bei 660.000 liegen. Aktuell haben 42,6 Prozent der unter Dreijährigen (U 3) einen Platz, im neuen Kindergartenjahr steigt die Quote auf 47,4 %; bei den Kindern von drei bis sechs Jahren wird eine leichte Übererfüllung von 101,2 % angepeilt.

„Wir schaffen für 2017/ 18 1000 neue Kita-Plätze“, verspricht Jugenddezernent Burkhard Hintzsche. Diese Schlagzahl halte man bis 2021, dann, so Hintzsche, knicke die Einwohnerentwicklung wohl wieder leicht nach unten ab. „Gäbe es seit 2000 kein Bevölkerungswachstum, lägen wir jetzt bei 58 Prozent im U3-Bereich.“

Bei ihrem Vorausblick treten Hintzsche und Jugendamtsleiter Johannes Horn zugleich energisch dem Eindruck entgegen, die Stadt versuche bei der Kinderbetreuung zu sparen. Das Maximalangebot von 45 Stunden in der Woche bleibe absolut dominant: „Auch im nächsten Kindergartenjahr machen diese Plätze 82 Prozent bei U 3 und 75 Prozent bei Ü3 aus“, sagt Horn. Allerdings soll nun bei den Eltern genauer nachgefragt werden, welche Stundenzahl (25, 35 oder 45) sie wirklich für ihr Kind brauchen. Horn: „Bislang wählen manche im Kita-Navigator das 45-Stunden-Angebot, nur weil sie glauben, so überhaupt einen Platz zu bekommen.“ Er ist sicher, dass mehr Eltern auch 35 Stunden plus Übermittagsangebot mit Essen genügen würden. Belege oder Beweise (etwa vom Arbeitgeber) müssen die „45-Stunden-Eltern“ aber weiter nicht vorlegen, das ist nur im Bereich der unter Einjährigen gesetzlich vorgeschrieben.

Bei den Tagesmüttern hingegen will die Stadt künftig mehr Kontrolle. Die Tagespfleger, die die Kleinkinder mehr als 35 Stunden betreuen, müssen diesen Mehraufwand nachweisen. Genauer: Sie füllen für „ihre“ Kinder einmal im Monat ein Formular mit den tatsächlich erbrachten Betreuungszeiten aus und unterschreiben es. Diese Änderung sorgte bei manchen Betroffenen bereits vorab für Unmut, sie fürchten geringere Einnahmen und höheren bürokratischen Aufwand.

Die Stadtspitze hält dagegen: „Auch hier wird nichts weggenommen, die flexiblen Tagespflegeangebote bleiben voll bestehen“, betont Hintzsche, „aber es kann nicht sein, dass Eltern und Kindern faktisch etwas gar nicht zugute kommt, uns aber trotzdem Geld kostet.“ Mehrfach hätten sich Eltern beim Jugendamt beschwert, dass sie Verträge über 40 Stunden und mehr mit den Tagespflegern besäßen, ihre Kinder aber tatsächlich kürzer betreut würden. Horn betont, dass bis 35 Stunden alle Pflege- und Sachleistungen weiter komplett im Voraus und ohne Nachweis an die Tagespfleger gezahlt würden. Zudem zähle man keine Erbsen, sondern rechne kulant im 30-Minuten-Takt ab, heißt: Wird ein Kind um 8.21 Uhr gebracht, darf 8 Uhr eingetragen werden; wird es um 14.31 Uhr abgeholt, kann die Tagespflegerin 15 Uhr angeben.

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