Düsseldorf-Flingern Kirche trifft Punk in Flingern

Vor dem Pfarrfest gibt es ein ungewöhnliches Konzert, damit auch junge Leute Spaß bekommen.

Düsseldorf-Flingern: Kirche trifft Punk in Flingern
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Wenn sich der Engländer TV Smith, in den 70ern Frontmann der Punkband „The Adverts“, in wenigen Tagen samt Gitarre auf den Weg von London nach Flingern macht, ist es bereits sein zweiter Auftritt bei einem ungewöhnlichen Konzert. Organisiert wird es von der Katholischen Gemeinde Flingern/Düsseltal. „Viele Musiker staunen nicht schlecht, wenn sie erfahren, wohin der Auftrittsvertrag geht“, sagt Veranstalter Wolfgang Holsteiner, der die Idee zu der Konzertreihe hatte.

Doch wie kam es überhaupt zur ungewöhnlichen Kombi aus Punk und Kirche? „Beim Pfarrfest gibt es überspitzt gesagt nur Streuselkuchen, Kaffee und eine Tombola. Junge Menschen kann man damit nicht begeistern“, sagt Holsteiner, der im Pfarrgemeinderat der Katholischen Kirche in Flingern/Düsseltal sitzt und für die Ministranten zuständig ist. „Für genau die wollte ich etwas anbieten. Generell für alle, die mit der Kirche sonst nicht viel anfangen können.“

Und von denen kamen viele bereits zur Premiere vor fünf Jahren, um TV Smith und Hosen-Drummer Vom Ritchie zu sehen. „80 Prozent des Publikums ist kirchenfern“, sagt Holsteiner, „und die, die zum ersten Mal kommen, sind meist überrascht, dass wir sowas auf die Beine stellen. Man traut der katholischen Kirchen offenbar nur verstaubt und langweilig zu.“

Menschen durch die kultigen Konzerte langfristig an die Gemeinde zu binden, sei trotzdem schwierig. „Gerade in Flingern, wo die Fluktuation sehr hoch ist. Außerdem sind die Konzerte keine Missionsveranstaltungen. Es geht nur um Spaß.“

Jeweils am Freitag vor dem Pfarrfest findet das Konzert statt, immer unter einem anderen musikalischen Motto. Die Bandbreite reicht bisher von Punk über Reggae, Ska bis zu Folkpop. Pastor Ansgar Steinke unterstützt das Projekt von Beginn an. „Nach der gelungenen Premiere wurden wir größenwahnsinnig, luden 2011 drei Bands ein. Da wurde der Aufwand zu groß“, erinnert sich Holsteiner. Seitdem treten immer zwei Acts auf, die auf einer von der evangelischen Matthäi-Gemeinde geliehenen Bühne stehen. „Und der Wirt der Location ist griechisch-orthodox. Also eine gute Glaubensmischung.“

Der Erlös der Konzerte geht an den guten Zweck. So konnte sich auch das Ehepaar Lohmeyer aus Jamel, einem winzigen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern, bereits über 1000 Euro freuen. Seit acht Jahren organisiert das auch aus den Medien bekannte Ehepaar in dem Dorf mit überwiegend rechtsradikalen Einwohnern ein Musikfestival gegen Rassismus. „Ich habe mit meiner Tochter das Konzert besucht, um die Spende persönlich zu überreichen“, sagt Holsteiner. Für das couragierte Ehepaar kam die Spende „völlig unerwartet“, wie sie in einem Dankesschreiben formulierten: „Mit allem hätten wir gerechnet, aber nicht mit dem Interesse von einer katholischen Gemeinde aus dem 600 Kilometer entfernten Düsseldorf.“

Unschöner Nebeneffekt: Rechtsradikale bekamen Wind von der Sache und riefen dazu auf, „sich das in Düsseldorf doch mal anzuschauen“. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft, Zwischenfälle gab es aber keine.

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