Düsseldorf Kampfsport-Profi soll Frauen auf den Strich gezwungen haben

Der 35-jährige Düsseldorfer wurde von Spezialeinheiten festgenommen — in seinem Wagen fand man eine geladene Pistole. Mindestens vier Frauen soll er mit der „Loverboy-Masche“ geschädigt haben.

Düsseldorf: Kampfsport-Profi soll Frauen auf den Strich gezwungen haben
Foto: dpa

Düsseldorf. Ein 35 Jahre alter Profi-Sportler aus Düsseldorf soll über mindestens zweieinhalb Jahre Frauen systematisch von sich abhängig gemacht haben, um sie dann zur Prostitution zu zwingen. Die Ermittlungskommission „EK Lido“ des Düsseldorfer Präsidiums hat bisher vier angebliche Opfer identifiziert. Die Frauen zwischen 19 und 28 Jahren sollen in den Mann verliebt gewesen, durch ihn dann mehr und mehr isoliert worden sein. Bis sie sich — so der Vorwurf - in Pariser Wohnungsbordellen wiederfanden und 14 Stunden am Tag ohne Pause anschaffen sollten. Jetzt nahmen Spezialkräfte den Kampfsportler fest.

Der Verdächtige ist eine schillernde Figur. Profi aus der „Mixed Martial Arts“-Szene (MMA), zudem Manager. Er reiste luxuriös, fuhr einen teuren Daimler, hatte gerade eine Eigentumswohnung im Rohbau in Büderich gekauft. Was laut Ermittlern wohl niemand in seinem Umfeld ahnte: Für diesen Luxus kam der 35-Jährige nicht selbst auf, sondern ließ die Frauen, denen er eine Beziehung vorgaukelte, hart für sich schuften. Bis zu 30.000 Euro im Monat soll jede von ihnen verdient haben. Doch über jeden Cent hätten sie Buch führen und alles abgeben müssen — sonst, so die Ermittler, habe es Drohungen und auch Gewalt gegeben. In einem Fall soll der Mann eine Frau mit einem Gürtel verprügelt haben.

Die Opfer ließen sich das alles wohl gefallen. Jede Frau, erklärt der Chefermittler, der anonym bleiben will, glaubte, sie sei die einzige Freundin des Kämpfers. Allmählich habe dieser sie von ihrem sozialen Umfeld abgeschnitten, sie Facebook-Profile löschen und das Handy abgeben lassen. Und er habe klar gemacht, dass eine gemeinsame Zukunft für ihn nur infrage komme, wenn sie durch Prostitution zum feinen Leben beitrage. In Düsseldorf, vor allem aber in Süddeutschland, der Schweiz und Paris arbeiteten die Frauen demnach.

Und dort soll der 35-Jährige seine Kontrolle über die Frauen perfektioniert haben: Seine tatsächliche Lebensgefährtin (25), selbst Prostituierte, habe dort die Opfer betreut, angeleitet, Foto-Shootings organisiert und deren Dienste beworben.

Am 11. November wurde die 25-Jährige in Bergisch-Gladbach festgenommen, der 35-Jährige am selben Tag durch ein Spezialeinsatzkommando in Hameln — beide Orte waren zufällig gewählt. In seinem Wagen fanden die Ermittler eine durchgeladene Neun-Millimeter-Pistole — nicht angemeldet. Seither sitzt das Paar in Untersuchungshaft. Und schweigt.

Die Ermittler waren den Kampfsport-Profi auf die Schliche gekommen, weil eine der angeblich Geschädigten sich Anfang des Jahres an die Polizei wandte. Die übrigen Frauen erfuhren erst nach dem Zugriff davon, dass sie Opfer eines „Loverboys“ geworden sein sollen; dass ihre vermeintliche Beziehung gar nicht existierte. „Sie alle sprechen mit uns“, sagt der Chefermittler. Man kümmere sich um sie — und man pfändete einen Großteil der Besitztümer des 35-Jährigen. Nach Abschluss des Verfahrens, so die Hoffnung, können sich die Frauen vielleicht einen Teil ihres Geldes zurückholen. Staatsanwalt Stefan Willkomm schätzt, dass sie allein seit April 2014 530.000 Euro für den Verdächtigen beschafft haben. Ob es weitere Opfer gibt, sei unklar. Die Ermittlungen seien sehr aufwändig und schwierig: „Man muss weit in das persönliche Umfeld, in die Beziehung hinein ermitteln“, erklärt der Fachmann für Organisierte Kriminalität.

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