Kameras in der Altstadt: Viele sind für die Überwachung

Menschen hoffen auf die abschreckende Wirkung und damit auf mehr Sicherheit.

Düsseldorf. Die jungen Männer kommen aus einer Disco in der Neustraße, schubsen sich, es kommt zum Gerangel. Plötzlich läuft einer der Streithähne um die Ecke, hebt eine Glasflasche vom Boden auf und rennt zurück — die Flasche hinter dem Rücken versteckt. Es ist klar, was jeden Moment passieren muss. Doch da packen zwei Polizisten den aggressiven Mann von hinten. Was er nicht wusste: Eine der Kameras am Bolker Stern folgte ihm, als er sich seine Waffe besorgte.

„Wir haben da vielleicht ein versuchtes Tötungsdelikt verhindert“, sagt Detlev Weiß, Leiter der Polizeiinspektion Mitte. Bei WZ mobil gestern in der Bolkerstraße hatte er seinen Laptop mitgebracht und zeigte die Szene aus der Überwachungskamera. Denn bei der Diskussion geht es um die geplante Ausweitung der Überwachung auf die gesamte Bolkerstraße.

Die ruft auch zahlreiche Kritiker auf den Plan. „Ich sehe hier jetzt nur unbescholtene Bürger, die unter Generalverdacht gestellt werden“, sagte etwa FDP-Ratsherr Mirko Rohloff gestern vor Ort. Denn ab 15 Uhr laufen die Kameras, ein Beamter beobachtet die Passantenströme. Rohloff hätte den Beamten stattdessen lieber auf der Straße.

Die meisten Besucher hingegen, die zur Diskussion bei WZ mobil kamen, äußerten sich überwiegend pro Überwachung. „Ich bin einfach für die Sicherheit der Menschen“, sagte etwas Georg Masalsky. Damit, dass auch er überwacht wird, habe er kein Problem — schließlich benehme er sich.

Auch der 17-jährige Nick Flechtner findet die Idee in Ordnung: „Wenn es dafür sorgt, dass man friedlich feiern kann, ist es doch super.“ Und Semi Besrour, Kellner auf der Bolkerstraße hofft auf die abschreckende Wirkung: „Ich wurde hier selbst schon in eine Schlägerei verwickelt. Wenn eine Videoüberwachung hilft, die Täter zu fassen, bin ich auf jeden Fall dafür.“

Auch Jörg Junkermann, Fahrer und Betriebsrat der Rheinbahn, die auch auf mehr Kameras setzt, war bei WZ mobil und mahnt: „Statistiken zeigen, dass Videoüberwachung hoffnungslos überschätzt wird.“ Die abschreckende Wirkung sei nicht da. „Die Kameras sind für die Katz.“

„Die Erweiterung der Überwachung an der Bolkerstraße ist sinnvoll“, sagt auch Harald Walter (SPD). Aber auch nur, weil die Polizisten direkt vor Ort seien und schnell eingreifen könnten. Aus diesem Grund beruhigt Detlev Weiß auch Kritiker, die befürchten, die Überwachung werde nun grenzenlos ausgeweitet: „Mehr geht nicht.“ Mehr als fünf Kameras könne ein Polizist nicht im Auge behalten, zudem seien die umliegenden Straßen der Altstadt keine Kriminalitätsbrennpunkte.

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