Junge Frauen gehen in Führung

Die HWK Düsseldorf sucht dem Handwerk mit einer eigenen PR-Offensive das Blaumann-Image zu nehmen — und wirbt verstärkt um junge Frauen. Im Mittelpunkt einer Plakat- und Social Media-Kampagne namens „Wir können Technik!

“ stehen reale Handwerksmeisterinnen unter Dreißig in leitender Funktion — sei es als Betriebs- oder Filialleiterin oder als selbstständige Unternehmerin in einem früheren reinen Männerberuf. Die selbstbewussten Chefinnen mit Meistertitel leiten Kfz- und Motorradwerkstätten, gestalten das Innendesign angesagter Clubs und Lounges oder bauen Möbel.

Lebensnahe Porträts, überlebensgroß: Hunderte Transparente und Poster, zwei 40-Tonner-Trucks, die bundesweit über die Autobahnen rollen, und ein 100 Quadratmeter großes Plakat am Düsseldorfer Georg-Schulhoff-Platz wollen die bisher unterrepräsentierte Zielgruppe anreizen, sich mit den Möglichkeiten beruflicher Selbstverwirklichung in dem vielgestaltigen Wirtschaftssektor zu beschäftigen.

„Wir wollen genau die toughen jungen Frauen anlocken, die sich generell nicht auf Rollenbilder festlegen lassen wollen und zum Beispiel auch gerne selbst mit Werkzeug umgehen. Wir wollen sie motivieren, zu ihren Neigungen zu stehen und eine Ausbildung in einem technologisch geprägten Handwerksberuf zu beginnen.“, erläutert Kammerpräsident Andreas Ehlert das Konzept.

Die Meisterinnen sind als Rollenvorbilder nicht nur visuell präsent, sondern als „Botschafterinnen“ des Karriereziels Meisterin/Chefin auch live im Einsatz, in Schulen, auf Berufsorientierungstagen und Ausbildungsmessen, auf Facebook und anderen Channels. „Den Satz: ‘Ist nichts für Mädchen!´, gibt´s nicht!“, bringt Tischlermeisterin Sara Carlsson (30), die nicht nur ein Unternehmerin in Willich, sondern als zweifache Mutter auch eine Familie „managt“, ihre Eigenmotivation zur Mitwirkung an der Kammer-Kampagne auf den Punkt.

Zusätzlich hat auch die Betriebsberatung der größten Handwerkskammer des Landes ein spezielles Angebot entwickelt. Die Workshop-Reihe „Frauen gehen in Führung“ richtet sich gezielt an Unternehmerinnen, Gründerinnen und weibliche Führungskräfte im Handwerk. Dabei stehen nicht nur die klassischen Themen der Unternehmensführung auf dem Programm (wie Kundenkommunikation, Mitarbeiterbindung oder Finanzierung), sondern auch gezielte Angebote zu den Themen Unternehmerinnenpersönlichkeit und zur Vereinbarkeit von Familie und Selbstständigkeit. Andreas Ehlert: „Ein Viertel der Auszubildenden und Beschäftigten und ein Fünftel der Meister und Unternehmer sind weiblich. Wir wollen in all diesen Parametern in fünf Jahren auf 30 Prozent kommen, um die schlummernde Reserve an Führungskräften und Firmen-Chefinnen zu heben.“

Die Aktivitäten der Kammer haben auch einen drängenden realwirtschaftlichen Hintergrund: Bei gut 9400 Betrieben, etwa 16 Prozent des kammerweiten Betriebsbestands, haben die Inhaber, Geschäftsführer oder Gesellschafter bereits das 60. Lebensjahr erreicht. Gemessen am angenommenen Renteneintrittsalter von 65 Jahren müssten sie ihre Verantwortung binnen der kommenden fünf Jahre an Nachfolger übergeben.

Für weitere 7500 Betriebe alleine im Kammerbezirk sollte das Thema Nachfolge langsam aber sicher in den strategischen Focus rücken: deren Inhaber, Geschäftsführer, Gesellschafter sind 55 bis 59 Jahre alt. „Die zweite Nachkriegsgeneration tritt ab. Mehr als jede vierte Handwerksfirma im Bezirk steht vor dem Rückzug ihres Inhabers und damit vor der Frage: Fortsetzung oder das Aus?“, verdeutlichte Ehlert das Dilemma. „Die Sicherung der Unternehmensnachfolge ist eine der wichtigsten Herausforderungen für unsere Mitgliedsbetriebe und somit für uns als Handwerkskammer.“

Weitere Infos gibt es online unter:

hwk-duesseldorf.de/frauenpower

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