Jugendrat: Mehr Schein als Sein?

173 Jugendliche kandidieren für die 31 Sitze im Jugendrat. Zu einer Partei zu gehören, bringt im Wahlkampf klare Vorteile.

Den eigenen Wahlkampf zu organisieren und vor allem zu finanzieren ist gar nicht so einfach. Das merken jetzt auch Matthias Jüschke, Mario Groos und Jasper Prigge, die für eine Mitgliedschaft im Jugendrat kandidieren. Sie sind parteilos und müssen ihren Wahlkampf aus eigener Tasche bezahlen. "Plakate kann ich mir nicht leisten", sagt Matthias. Mario wird zwar von Familie und Freunden unterstützt, Plakate oder Flyer könne er sich aber auch nicht drucken lassen.

Besser geht es Moritz Gerschermann, der ebenfalls am 23. Oktober in den Jugendrat gewählt werden möchte. Er ist seit einem dreiviertel Jahr Mitglied in der Jungen Union. Ein klarer Vorteil vor seinen parteilosen Mitkandidaten: "Die Partei hilft uns bei der Organisation. Es wird eine gesponsorte Feier geben, bei der die Kandidaten der Jungen Union vorgestellt werden. Die Flyer haben wir ebenfalls sehr günstig bekommen", sagt Moritz. Der Schüler des Lessing-Gymnasiums hat für den Fall seiner Wahl ehrgeizige Ziele. "Ich bin für eine Modernisierung des Oberbilker Marktes und für sanierte Schultoiletten." Er sieht der Aufgabe optimistisch entgegen. "Auf die Umsetzung meiner Vorschläge freue ich mich schon sehr."

Ganz anders schätzt Jasper Prigge die mögliche Einflussnahme auf das politische Geschehen ein. "Das ist doch nur ein Alibi-Gremium." Trotzdem hat sich der 18-Jährige als Kandidat für den ersten Jugendrat in Düsseldorf aufstellen lassen. "Ich sehe den Rat als Möglichkeit, Jugendliche zusammen zu bringen. Aber der Jugendrat hat nur eine beratende Funktion und kann nicht abstimmen. Daher können die Forderungen ohne die Zustimmung der Politiker gar nicht durchgesetzt werden."

Ähnlich skeptisch sieht auch Kandidat Matthias Jüschke sein vielleicht zukünftiges Amt. "Der Jugendrat hat keine Entscheidungsgewalt. Wenn ich merke, dass er nur als Prestige-Faktor eingeführt wurde und den Jugendlichen nichts bringt, würde ich mein Mandat auch wieder niederlegen."

Auch Mario Groos kandidiert für einen der vier Sitze des Stadtbezirks 3 im Jugendrat. "Ich bin angetreten, um etwas zu verändern." Er möchte sich dafür einsetzen, dass der Sportplatz seiner Hulda-Pankok-Gesamtschule erneuert wird.

Bei aller Skepsis der Kandidaten: "Die Resonanz ist überwältigend", sagt Michael Hein, der die Wahl zum Jugendrat organisiert. "Mit 173 Kandidaten haben wir nicht gerechnet."

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