Konzert Jazztrompeter Tom Harrell ringt mit sich - seine Musik atmet frei

Der Trompeter und Meister am Flügelhorn Tom Harrell mag auf den ersten Blick exzentrisch wirken. Beim Konzert im Düsseldorfer Maxhaus zeigte er, dass seine Musik eine klare und reine Sprache spricht.

Konzert: Jazztrompeter Tom Harrell ringt mit sich - seine Musik atmet frei
Foto: Angela Harrell

Düsseldorf. Immer wieder zieht sich Tom Harrell, der namhafte US-amerikanische Jazztrompeter und Komponist, aus dem Geschehen. Stellt sich an den Rand. Lauscht in sich zusammen gesunken seinen drei Mitmusikern Danny Grissett, Ugonna Okegwo und Adam Cruz. Den Kopf geneigt, offensichtlich in sich einen schweren Kampf fechtend. Harrell leidet an Schizophrenie — ein Thema, das er offen in Interviews anspricht.

So abgedroschen der Ausspruch auch sein mag, dass Genie und Wahnsinn nah beieinander liegen, bei Harrell scheint er ins Schwarze zu treffen. Denn so ungewöhnlich seine Verhaltensweise in jenen Momenten, wenn er nicht sein Instrument spielt, auch sein mag — er zieht sich ganz in sich zurück, wirkt apathisch und flüchtet sich auch mal an den äußersten Rand des Saales — so beflügelt und klar ist sein Trompeten- und Flügelhornspiel. Nur recht kurze Passagen gönnt er indes seinen Zuhörern im Maxhaus.

Mit seinem „Moving Picture“ Quartett, allesamt junge Musiker voller Energie und musikalischer Ausdruckskraft, ließ er Jazz zu philosophisch aufgeladenen Aphorismen werden. Kurze Passagen, die mal impulsiv, mal lyrisch den Auftakt für ausgiebige Widerspiegelung im Schlagzeug, dem Bass und Klavier bilden. Dabei ist das was hinter seinen Soli, die bisweilen minimalistisch anmuten mögen, passiert eine expressive überaus dichte Komposition an Zusammenspiel und Aufeinanderhören. Adam Cruz am Schlagzeug genießt deutlich sichtbar den Wechsel zwischen energetischer Aufladung und einer fein ziselierten Präzision, die sich rhythmisch perfekt mit Okegwos Bassspiel mischt. Darüber schweben die pianistischen Statements von Danny Grissett, die neben einer charmanten Experimentierfreude, vor allem auch seine bemerkenswerte Spielkultur auszeichnet. Die Jungen trumpfen schon auf.

Die doch kurzen aber intensiven Momente, in denen der Meister, dicht vor dem Mikro stehend, seine beiden Instrumente, im Wechsel, feinstimmig zum Singen bringt, wirken wie kleine Raritäten. Man sehnt sich nach mehr.

Auf dankbaren Applaus hin gab es natürlich Zugaben und den Hinweis auf sein jüngstes Album „Moving Picture“, das das Rückgrat des Konzertes bildete.

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