Japans Schicksal bewegt die Stadt

Rat soll 100.000 Euro Soforthilfe beschließen. In den Schulen ist die Katastrophe zum Lehrstoff geworden.

Düsseldorf. Düsseldorf ist die Heimat der größten japanischen Gemeinde außerhalb Asiens. Etwa 6.000 Japaner leben in der Region. Entsprechend groß ist die Anteilnahme am Schicksal Japans nach der Erdbeben-Katatstrophe. Vor dem japanischen Generalkonsulat haben Bürger Kerzen und Blumen als Zeichen des Mitgefühls niedergelegt. Vom Rathaus über die Schulen bis zu den Kirchen — Japans Schicksal bewegt die Düsseldorfer.

Die Stadt will für die Opfer der Katastrophe in Japan 100.000 Euro zur Verfügung stellen. Eine entsprechende Empfehlung bringt Oberbürgermeister Dirk Elbers am Donnerstag in die Ratssitzung ein. „Die Mittel sollen dem Roten Kreuz zur Verfügung gestellt werden“, sagt Elbers.

Der Düsseldorfer Handelskonzern Metro bereitet materielle Soforthilfen im Gesamtwert von mehr als 500.000 Euro vor. In einer konzertierten Aktion werden die asiatischen Metro-Gesellschaften dringend benötigte Lebensmittel und Bedarfsgüter bereitstellen. „Das Ausmaß der Katastrophe in Japan ist unvorstellbar“, sagte der Metro-Vorstandsvorsitzende Eckhard Cordes am Dienstag.

Am Cecilien-Gymnasium in Niederkassel wird im Fach Japanisch mit aktuellen Zeitungsartikeln gearbeitet. „Wir haben zudem eine Schweigeminute gehalten und ein Kondolenzbuch ausgelegt“, sagt Schulleiterin Christa Kayser-Hölscher. „Ein japanisches Kind hat von seinem Großvater berichtet, wir haben es getröstet.“ An der Benzenberg-Realschule in Oberbilk werden im Fach Biologe die Folgen von Radioaktivität behandelt.

In der Brehmschule in Düsseltal sollen die Grundschüler beruhigt werden. „Sie stellen Fragen über die Bilder aus dem Fernsehen“, sagt Schulleiterin Astrid Ficinus. Themen wie Radioaktivität seien aber kaum altersgerecht zu vermitteln. An der Internationalen Schule in Niederkassel hat Lehrer Alf Simanowski mit seinen 30 japanischen Kollegen über die Geschehnisse gesprochen. „Alle haben Verwandte in Japan“, sagt er. Einige Lehrer sollten in den nächsten Wochen zurück nach Japan. „Viele wollen jetzt abwarten.“

Die Düsseldorfer Symphoniker geben am Samstag (26. März/ 20 Uhr) in der Tonhalle ein Sonderkonzert unter der Leitung des Dirigenten Yutaka Sado, der extra aus Japan anreist. Sie wollen damit ein Zeichen des Mutes und der Zuversicht setzen. Die Karten sind kostenlos und ab sofort an der Tonhallenkasse erhältlich.

Von 15 Studenten des Studienfaches Modernes Japan an der Heinrich-Heine-Uni, die zu einem Austausch in Japan weilten, waren am Dienstag bereits vier zurück in Düsseldorf. Die acht Partneruniversitäten, darunter auch die am nördlichsten gelegene Bunkyo-Universität in Saitama, sind von dem Erdbeben und dem Tsunami laut Annette Schad-Seifert, Professorin am japanologischen Institut, nicht direkt betroffen. Schad-Seifert hat eine Erklärung für das gefasste Auftreten vieler Japaner: „Sie sehen es als Verpflichtung an, niemanden mit eigenen Gefühlen zu belasten.“

Evangelische und katholische Kirche in Düsseldorf laden am Samstag zu einem Gedenkgottesdienst in die Johanneskirche ein (17 Uhr). Superintendentin Henrike Tetz und Stadtdechant Rolf Steinhäuser drückten am Dienstag in einem Brief dem japanischen Generalkonsul Kiyoshi Koinuma ihr Mitgefühl aus.

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