Janines Traum: Schauspielerin

Heute wird Janine 14. Ihre Theatergruppe und Facebook sind jetzt ganz wichtig, aber größer werden kann auch anstrengend sein.

Düsseldorf. Janine Krahl hatte noch nie Probleme damit, fotografiert zu werden, immer hat sie entspannt in die WZ-Kameras geschaut. Das ist auch diesmal so, aber zum ersten Mal sollen auch ein paar Fotos im Freien gemacht werden. Auf dem Platz vor dem Haus macht der Fotograf sich mit großer Ausstattung breit, auch Janines Mutter und Bruder wollen zuschauen. Plötzlich bleibt Janine stehen, ballt die Fäuste, beugt sich leicht vornüber und ruft lang gezogen: „Wie peeeiiinlich!“

Heute wird Janine 14 Jahre alt, nicht das leichteste Alter im Leben. Und eins, in dem viele junge Menschen nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen wollen. Doch im Mittelpunkt steht sie jetzt, denn Janine ist das WZ-Weihnachtskind. Wie jedes Jahr erhält sie deshalb in der Vorweihnachtszeit von der WZ Besuch, damit die Leser erfahren, was alles in den vergangenen zwölf Monaten passiert ist. Viele Fotos, viele neugierige Fragen. Janine wird langsam klar, worauf sie sich da eingelassen hat.

Zur Vorbereitung hat sie sich ein paar Karteikarten genommen, sich mit einem I-Pod im Ohr in ihrem Zimmer auf den Teppich gesetzt und Notizen gemacht. Zu ihren Musikstars zählen Rihanna und Chris Brown. Die sind nach ihrer Trennung wieder ein Paar, weiß Janine. Sie liest regelmäßig die Bravo: „Die bringt mir mein Opa immer mit.“

Auf einem Kärtchen hat sie ihre Reisen notiert. Da steht der Satz drauf: „London war der Hammer!“ Dort war sie mit ihrem Vater im Frühjahr. Begeistert erzählt sie von einer Straße mit unglaublich vielen asiatischen Restaurants („Wie hieß die noch mal?“), in der Oxford Street hat sie sich eine Jeansjacke gekauft, bei Madame Tussaud die Queen aus Wachs bestaunt. Und Robert Pattinson.

Der Schauspieler aus der Twilight-Saga gehört weiter zu Janines Helden. Gerade ist der fünfte Teil im Kino, sie hat ihn schon zweimal angeschaut. An der Wand hängt ein Twilight-Kalender, an der Tür ein Poster. Die Stars aus den Filmen — für Janine sind sie ganz konkrete Vorbilder. Schon im Vorjahr hatte sie erzählt, dass sie gern einmal Schauspielunterricht nehmen würde. In der Zwischenzeit hat sie ihrer Mutter immer wieder damit in den Ohren gelegen. Vor einigen Wochen war Janine dann endlich zum ersten Mal in einer Schauspielschule in Unterbilk.

Janine geht jetzt regelmäßig dorthin, die Gruppe übt ein selbst geschriebenes Stück ein mit dem Titel „Dream Teens“. „Es geht um Teenager“, sagt Janine und lächelt entschuldigend, „die eine Klassenfahrt machen und sich näher kommen.“ Viel mehr erzählt sie aber nicht, sie selber habe erstmal eine kleine Rolle.

Etwas mehr ist aber später von ihrer Mutter Christine Krahl zu erfahren. Etwa dass Janine beim Abholen jedes Mal ganz begeistert ist und ausführlich berichtet. Wie nett die Gruppe ist und welche Übungen sie gemacht hat, zum Beispiel einen Text leise anfangen und dann immer lauter werden. Jetzt versteht man den Satz besser, den Janine eben gesagt hat: „Mein Traum ist es, Schauspielerin zu werden.“

Aber groß werden kann auch sehr anstrengend sein. In der Schule — sie besucht die achte Klasse des Annette-Gymnasiums — hat Janine gerade eine ganze Serie von Klassenarbeiten hinter sich. Ihre Mutter findet, sie könne jetzt auch etwas selbstständiger werden, zum Beispiel mal alleine zum Friseur fahren, statt sich überallhin bringen zu lassen. Janine widerspricht, mit Schüchternheit habe das nichts zu tun: „Ich bin einfach zu faul.“

1 Meter 76 ist Janine inzwischen groß. Sie ist froh, dass sie nicht mehr so viel gewachsen ist wie in den Vorjahren. Auch ihr Gesicht ist diesmal gar nicht so sehr verändert — wie ein Teenager sah Janine schon vor einem Jahr aus. Sie trägt jetzt Wimperntusche.

Janine schaut sich auch gern Filme für Erwachsene an, neulich hat sie mit Freundinnen einen Horrorfilm auf DVD gesehen. Ihre Mutter war nicht glücklich, als sie davon erfuhr. Geschrien hätten sie und ihre Freundinnen schon ein paarmal beim Gucken, muss Janine zugeben. „Aber ich konnte hinterher trotzdem gut schlafen.“

Ein weiterer Tag, an den Janine sich lebhaft erinnert, war im Allgäu-Urlaub, es gab eine Riesen-Wanderung. Janine und ihrer besten Freundin Sandra war das zu anstrengend, Janine spricht vom „schlimmsten Tag meines Lebens“. Zwei Tage später ging es zur Entschädigung an den See, aber auch auf Schwimmen hatten die Mädchen wenig Lust. Also setzten sie und Sandra sich ab, machten im Auto ganz viele Fotos voneinander. Die Bilder hat sie jetzt auf ihrem Laptop, zeigen will sie sie aber nicht. Zu peinlich.

Einige hat sie aber bei Facebook veröffentlicht. Facebook ist jetzt „das Thema“, wie Janine es ausdrückt. Morgens vor der Schule schaut sie schon mal schnell rein, dann wieder, wenn sie nach Hause kommt. Guckt, was ihre Freunde „gepostet“ haben oder „was man liken kann“. Und zwischendurch in der Schule wird über Facebook geredet. Um die 130 Facebook-Freunde hat Janine — „nicht sehr viele“, findet sie. Mal sehen, wie viele es nächstes Jahr sind.

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