Der Wagenbauer aus Düsseldorf im Interview Jacques Tilly: Trump ist "Göttergeschenk für Karikaturisten"

Nirgendwo sind die Karnevalswagen so frech wie in Düsseldorf - auch Donald Trump war schon mit dabei. Wagenbauer Jacques Tilly befürchtet, dass ihn der künftige US-Präsident noch lange beschäftigen wird.

Jacques Tilly beim Abwracken der Karnevalswagen 2016. Archivbild.

Jacques Tilly beim Abwracken der Karnevalswagen 2016. Archivbild.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Der Düsseldorfer Karnevalswagenbauer Jacques Tilly (53) hat Donald Trump schon Monate vor dessen Wahl zum US-Präsidenten prominent bedacht: als aggressiven Schreihals und als „Arsch mit Ohren“. In Interview kündigt Tilly nun weitere Trump-Wagen an.

Herr Tilly, normalerweise verraten Sie ja nie etwas über die Rosenmontagswagen. Aber dass beim nächsten Mal Donald Trump dabei sein wird, davon kann man wohl ausgehen, oder?

Jacques Tilly: Das liegt auf der Hand, das wird auch in Köln und Mainz nicht anders sein. Denn das ist ja ein Gezeitenwechsel.

Sie haben bereits für die vorherigen Züge zwei Trump-Wagen gebaut. Haben Sie das kommen sehen?

Tilly: Ich bin kein Hellseher, aber ich habe einen Bekannten, der oft in den USA ist, und der hat mir gesagt: „Die werden den wählen. Clinton ist unbeliebt.“ Seitdem habe ich mir ein Foto über den Schreibtisch gehängt. Damit ich mich an diese Visage gewöhne.

Für Karikaturisten wie Sie dürfte er doch ein Geschenk sein.

Tilly: Er ist natürlich eine Karikatur an sich und damit ein Göttergeschenk für Karikaturisten. Aber ich glaube, man wäre ziemlich verantwortungslos, wenn man sich darüber freuen würde. Ich glaube, was da jetzt passiert, das wird uns noch sehr lange beschäftigen.

Wenn er wiedergewählt wird, bauen Sie in acht Jahren noch Trump-Wagen?

Tilly: Falls wir es bis dahin überleben. Trump ist ja Teil einer weltweiten Rückkehr des autoritären Denkens. Da sollen die Liberalisierungsschübe der letzten 50 Jahre rückgängig gemacht werden. Der Einzelne soll zurück ins Kollektiv.

Zeigt Trumps Wahl einmal mehr die Ohnmacht der Satire?

Tilly: Klar fragt man sich irgendwo: Was nützt das alles eigentlich? Aber trotzdem muss man weiterhin Kante zeigen, und das tun zurzeit ja auch viele Amerikaner. Und wir machen auch weiter. Wir bauen lustige Wagen - solange wir können.

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