Düsseldorf Intime Gespräche in Bus und Tram: Was Rheinbahn-Kunden so sagen

Erkan Dörtoluk hält kuriose Gespräche in seinem Twitterkanal „Rheinbahn intim“ fest.

Düsseldorf: Intime Gespräche in Bus und Tram: Was Rheinbahn-Kunden so sagen
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. An manchen Tagen sitzt Erkan Dörtoluk morgens in der Bahn und hat das Gefühl, „das Volk hat kollektiv einen Clown gefrühstückt“. Das passiert, wenn mehrere Leute in kurzer Zeit Sätze äußern, die für ihn auffällig absurd, komisch oder interessant sind. Dörtoluk hält solche Momente seit vier Jahren im Twitter „Rheinbahn intim“ fest, fast täglich kommen neue dazu.

„Das ist mein Hobby“, sagt der Fotograf, der für seinen Beruf oft in der Stadt unterwegs ist. „Ich kriege viel mit von dem, was sich um mich herum tut — und teile es noch lieber mit anderen.“ Wahre Fundgruben für stilistische Perlen seien U-Bahn, Bus und S-Bahn, aber auch die Wege rund um die Stationen. Er wohnt in der Innenstadt mit mehreren Haltestellen gleich vor der Haustür.

Die Idee entstand, als er wegen Parkplatz-Problemen vom Auto auf die Bahn umstieg. Er war verblüfft, in welcher Lautstärke einige Fahrgäste miteinander sprechen — und was für kuriose Äußerungen dabei fallen. Dörtoluk wollte sich nicht allein darüber amüsieren. Also entstand aus Lachern im privaten Kreis der Twitter.

Jede Menge Futter dafür findet er beispielsweise in den Linien 703, 707 und 712 oder mittags in den S-Bahnen Richtung Hilden oder Dormagen. Meist sind es Gesprächsfetzen von Schülerinnen und jungen Frauen zwischen 14 und 18 Jahren, sagt er. „Sie erzählen viel und haben oft so laute, durchdringende Stimmen, dass die halbe Bahn mithören muss.“ Jungs und Männer seien schweigsamer, ihre Stimmen gehen im Lärm eher unter, findet Dörtoluk.

Bearbeiten muss er jedoch alle Äußerungen, um sie auf die 140 Zeichen zu bringen, die Twitter maximal erlaubt. Er liebt jedoch die Herausforderung, Gesprächsfetzen „auf den Punkt zu bringen und dabei den Original-Tonfall beizubehalten“. Viele Äußerungen fallen im Nachhinein raus. Nicht alles, was im Moment lustig oder interessant klingt, halte einem zweiten Blick stand.

Dabei geht es Dörtoluk auch nicht nur um Comedy. Er hält alles fest, was lesenswert sein könnte — kuriose Lebensweisheiten, ungewöhnliche Ausdrücke, grammatikalische Stilblüten oder überspitzte Klischees. Urteile möchte er mit seinen Veröffentlichungen aber nicht fällen. „Ich will gar nicht wissen, wie oft ich selbst Sätze sage, die bei ,Rheinbahn intim’ stehen könnten.“

Hingegen erkennen viele seiner Fans sich in den Beiträgen wieder und lachen über sich selbst, wie die Rückmeldungen zeigen, sagt er. Auch der Rheinbahn selbst gefalle der Blog. Er wird mittlerweile für Auftritte angefragt, wo er seinen Blog präsentiert. Und da einige Leser es wünschen, hat er aktuell ein Buch in Planung. „Am besten geeignet ist aber immer noch Twitter — der Witz lebt von der schnellen Momentaufnahme und dem Bild, das im Kopf der Leser entsteht.“

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