Interview: Zwei Italiener kennen kein Pardon

Die tragenden Rollen in dem Musical „Kein Pardon“ sind mit zwei Italienern besetzt. Ein Gespräch über Opern, Essen und Musikalität.

Düsseldorf. Peter Schlönzke ist ein sympathisches Moppelchen, das in der harten Welt des Showbusiness’ landet, was nicht immer einfach ist. Gut also, dass es Ulla gibt, die selbstbewusste Tontechnikerin, die ihm zur Seite steht und seine beste Freundin wird.

Das ungleiche Paar aus dem Musical „Kein Pardon“ nach dem gleichnamigen Film von Hape Kerkeling spielen Enrico De Pieri und Roberta Valentini. Einen schicken Künstlernamen mussten sie sich nicht zulegen, sie heißen von Geburt an so, wie Italiener eben heißen.

Herr De Pieri, Frau Valentini, wer durch Rom oder Florenz spaziert, begegnet ständig Italienern, die vor sich hinsummen. Ist das ein von Touristen gemachtes Klischee?

Enrico De Pieri: Nein, das glaube ich nicht. Die Oper zum Beispiel spielt in Italien eine große Rolle. Sie ist ein gesellschaftliches Erlebnis für alle — nicht nur für Bildungsbürger.
Roberta Valentini: Es gibt selbst in den kleinsten Orten im Sommer Musikfestivals mit echten Stars. Der Eintritt ist fast immer frei, so dass viele Menschen kommen.

In welcher musikalischen Umgebung sind Sie aufgewachsen?

De Pieri: Mein Vater ist Opernliebhaber, bei uns lief also ständig Musik. Das prägt das Gehör ungemein. Später habe ich mir selbst Lieder ausgedacht, sie gesungen und aufgenommen. Die Aufnahmen habe ich mir angehört, um mich zu coachen.
Valentini: Wir haben immer gesungen, zu Hause, auf der Autofahrt nach Italien. Ich habe mich manchmal sogar im Badezimmer eingeschlossen, um in Ruhe singen zu können.

Das ist ja der Klassiker! Vermutlich haben Ihre Eltern auch eine Pizzeria?

Valentini: Sie haben tatsächlich ein Restaurant. Deswegen kann ich auch Eros Ramazotti nicht mehr hören. Seine Lieder liefen dort andauernd.
De Pieri: Ich mach’ das Klischee perfekt: Meine Eltern haben einen Eisladen. Ach ja, und ich rege mich auch nicht auf, wenn ein Zug Verspätung hat. Valentini: Ich auch nicht!

Hatten Sie bei Ihren Karrieren Unterstützung von der Familie?

De Pieri: Meine Eltern haben mir immer das Gefühl gegeben, dass ich alles schaffen kann, wenn ich es nur will und mit Leidenschaft verfolge. Ich glaube, das ist der bessere Weg, wenn Eltern ihre Kinder fördern wollen, anstatt deren Neigungen sofort zu bewerten.
Valentini: Bei mir war es etwas anders. Meine Eltern waren zunächst skeptisch, als ich ihnen sagte, ich wolle Musical-Sängerin werden. Ich hatte zuvor schon ein paar andere Sachen begonnen, aber nicht weiterverfolgt. Ich habe mich dann mit 18 bei einer Musical-Schule beworben, bin aber abgelehnt worden. Also habe ich erst mal eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau gemacht. Beim zweiten Mal habe ich dann die Aufnahmeprüfung bestanden, und als meine Eltern gesehen haben, dass es mir mit dem Musical ernst ist, hatte ich ihre volle Unterstützung.

Herr De Pieri, Sie haben Lied und Oratorium studiert, sind aber beim Musical gelandet. Ist Ihr Talent in dieser Branche besser aufgehoben?

De Pieri: Als ich damals mit meinem Studium anfing, dachte ich, ich mache etwas Schickes. Ich wollte, dass die Leute sagen: Wow, der studiert Oper. Aber ich stellte im Studium fest, dass meine Kommilitonen doch anders waren als ich. Sie blieben zu Hause, ich ging aus. Sie hörten auch privat Opern, ich lieber Popmusik. Also entschied ich mich fürs Entertainment. Das ist direkter, und der Zuschauer ist mittendrin, singt zum Teil sogar mit. Das ist toll.

In „Kein Pardon“ spielen Sie die Rolle „Peter Schlönzke“, die Hape Kerkeling im Film verkörperte. War das anfangs ein Problem?

De Pieri: Nein. Ich habe mir den Film angeschaut, um mich dann für das Musical freizuspielen. An Hape denke ich nur, wenn ich darauf angesprochen werde.

In dem Stück geht es um ihre Branche, ums Showgeschäft. Gibt es Überschneidungen zwischen Rolle und Schauspieler?

De Pieri: Es ist tatsächlich so, dass man auf der Bühne, Teile der eigenen Person isoliert und verstärkt. Die Leute überzeugt es, wenn das, was man verkörpert, mit einem selbst zu tun hat.
Valentini: Einiges von Ullas Temperament steckt sicher auch in mir. Ihre Radikalität eher nicht. Aber es ist toll, das mal auszuleben.

Haben Ihre italienischen Verwandten das Musical gesehen?

De Pieri: Nein, das dürfte schwierig werden.

Valentini: Ich glaube auch. Schon meine Eltern haben wegen des Ruhrpott-Slangs nicht alles verstanden.

Sie spielen jetzt schon eine ganze Weile in Düsseldorf, geht dann der erste Urlaub nach Italien zur Familie?

Valentini: Das hoffe ich doch sehr.

Nicht zu anstrengend?

Valentini: Ganz und gar nicht. Ist doch toll, wenn man jeden Tag bei einer anderen Tante eingeladen ist, die ein tolles Essen macht.

De Pieri: Super, ich komme mit.

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