Initiative Pro Gaslicht: „Stadt lässt Gaslaternen vergammeln“

Viele Laternen geben nur deshalb wenig Licht, weil sie schlecht gewartet sind, meint der Verein „Pro Gaslicht“.

Düsseldorf. Beinahe liebevoll streichelt Alfred Metzler über den Laternenmast an der Begonienstraße in Stockum. Der Anblick schmerzt ihn — der Lack ist ab. Die Säule weist viele Schäden auf, an vielen Stellen ist die Farbe abgeplatzt, der Rost frisst sich durch.

„Dabei ist das so eine schöne Laterne: Schauen Sie nur, die Blüten hier gibt es nur auf wenigen, alten Exemplaren. Auch dieses Zier-Relief in Form von Blättern ist sehr selten“, sagt der 70-Jährige. „Diese Laterne ist vermutlich vor 1880 gebaut worden, davon gibt es kaum mehr als 100 Stück.“

Metzler muss es wissen: Mehr als 27 Jahre hat er bei den Stadtwerken gearbeitet, zuletzt als Werkstattleiter für die Gas-Beleuchtung. Seit 2001 ist er in Rente.

Doch was er auf Düsseldorfs Straßen beobachtet, lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Überall könne man alte Gasleuchten sehen, die nicht regelmäßig gewartet würden. Der Mast an der Begionienstraße sei nur ein Beispiel. „Das ist mangelnde Pflege“, stellt er fest.

Für die Initiative „Pro Gaslicht“ ist das kein Zufall. „Es sieht aus, als würde die Stadt die Gaslaternen systematisch vergammeln lassen“, meint Andreas Meßollen. Hintergrund: Die Verwaltung plant, einen Großteil der 16 500 vorhandenen Gas- durch Stromlaternen zu ersetzen. Ein Masterplan für die Jahre bis 2015 wurde beschlossen.

Zwar soll es vorerst keinen kompletten Kahlschlag geben, man konzentriert sich auf Hauptverkehrsstraßen und Gewerbegebiete, aber die Initiative fürchtet, dass die Stadt sich um die vorerst verbleibenden Exemplare nicht kümmert, weil diese später ausgetauscht werden sollen.

Ein Argument der Stadt für den Austausch — neben Klimaschutz- und Kostengründen — ist die Helligkeit. Die Lichtausbeute bei Gas sei gering, zu viele Stellen blieben im Dunkeln. „Stimmt nicht“, kontert Meßollen. Er glaubt, dass viele Leuchten nur schlecht gewartet sind.

Beim Ortstermin mit der WZ tritt er den Beweis an. Er bringt den Kopf einer Gaslaterne (mit drei Glühstrümpfen) mit, die er an eine Gasflasche anschließt. Sie leuchtet viel heller als eine Laterne mit vier Glühstrümpfen in der Nähe.

Meßollen: „Dort stimmt offenbar das Luft-Gas-Gemisch nicht. Das ist wie bei einem Automotor: Wenn die Düse für die Luftzufuhr verdreckt oder verklebt ist, funktioniert die Verbrennung nicht gut.“ Die Düse sei mit einem Pfeifenreiniger leicht zu säubern. „Man muss es nur machen.“

Amtsleiterin Andrea Blome weist die Vorwürfe zurück. Sie betont, dass die Gasleuchten intensiv gepflegt würden: „Gereinigt werden sie einmal im Jahr, alle zwei Wochen machen wir Kontrollfahrten. Bei den Stromleuchten wird nur alle drei bis vier Jahre gereinigt und nur alle zwei Monate gibt es eine Kontrolle.“

Grund sei, dass die Gaslaternen störanfälliger seien. Jährlich gebe es rund 12 000 Störmeldungen, die sich auf die Straßenbeleuchtung beziehen.

Davon entfallen 7200 auf die Gasleuchten, obwohl es mit 45 000 Exemplaren fast dreimal so viele Stromleuchten gibt. Blome: „Wir registrieren jährlich 9000 Ausfälle bei den Gaslaternen. Die sind einfach sehr empfindlich.“

Für die Initiative „Pro Gaslicht“ ist das nicht entscheidend — sie fordert, die Leuchten als technisches Weltkulturerbe eintragen zu lassen.

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