Infektionsangst lähmt Stadtteil

Die Kita an der Fuldaer Straße ist ausgeräumt und gereinigt. Trotzdem haben viele Anwohner in Eller-Süd Sorge um ihre Kinder.

Düsseldorf. "Was für ein Glück, dass es Anfang der Woche diesen Streik gab!" Nadja Dauodi ist mit ihrem vierjährigen Sohn Dilan auf dem Weg zur Oma. Dilan besucht die Kita Fuldaer Straße, die jetzt geschlossen ist.

Ein sechsjähriges Mädchen aus der Einrichtung war von ihren Eltern nach einer New-York-Reise mit der Schweinegrippe angesteckt worden. Weil die Infektion nicht gleich erkannt wurde, besuchte die Kleine noch am Montag und Dienstag die Kita - wie ihre Schwester und 34 andere Kinder. Für gewöhnlich sind es über 80, doch wegen des Erzieher-Streiks blieben viele Kinder zu Hause. Wie Dilan.

"Man macht sich jetzt schon Sorgen", sagt Nadja Dauodi. In der Siedlung rund um die Fuldaer Straße seien die Kinder oft zusammen, jetzt meidet sie mit ihrem kleinen Sohn erst einmal den Spielplatz. "Wir wissen nicht einmal, welche Familie da betroffen ist", sagt die 24-Jährige. "Ich behalte Dilan lieber zu Hause und beschäftige ihn dort."

Auch in das Ausweichquartier, das für die Kita-Kinder ab Montag im Bürgerhaus Eller eingerichtet wird, will sie den Kleinen nicht bringen: "Sicher ist sicher." Im Bürgerhaus sollen die Kinder betreut werden, die nicht mit dem erkrankten Kind in der Kita waren. Erst am 2. Juni können sie wieder in die Räume an der Fuldaer Straße zurückkehren, die am Donnerstag komplett ausgeräumt und desinfiziert wurden.

"Das war ganz schön spannend für uns", berichtet der zehnjährige Tom von der Reinigungsaktion. "Plötzlich war da Feuerwehr. Wir haben gefragt, was los ist, und einer hat uns gesagt, dass ein Kind Schweinegrippe hat." Am Freitag ist er mit Freund Patrick kurz auf dem Spielplatz direkt neben dem Kindergarten. "Aber gestern durfte ich gar nicht raus", sagt der Zwölfjährige.

"Ich halte es für die Pflicht der Stadt, die Verbreitung jetzt zu vermeiden", begrüßt Anwohner Michael Simon die Vorsichtsmaßnahmen. "Aber auch die Eltern müssen Sorgfalt walten lassen." Den Familien der betroffenen 34 Kinder hat die Stadt empfohlen, den Kontakt zu anderen Menschen zu meiden und beim kleinsten Anzeichen einer Infektion einen Arzt einzuschalten.

"Das ist ein Appell, mehr können wir rechtlich nicht vertreten", sagt Gesundheitsdezernent Wilfried Kruse. "Wir können derzeit noch keine Quarantäne verhängen." Das gelte nicht nur für die Kontaktpersonen des erkrankten Kindes.

Dessen Eltern, die sich bei einer Reise in die USA infiziert hatten, waren beide am Montag noch bei der Arbeit, weil die Krankheit noch nicht ausgebrochen war. Dennoch gab es zumindest in Düsseldorf bis Freitag keinen weiteren Verdachtsfall. "Offensichtlich konnten wir die Ausbreitung eindämmen", sagt Gesundheitsamtsleiter Heiko Schneitler.

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