In die eigene Sicherheit investieren fast nur Opfer

Ein Brand in der Nachbarschaft, ein Einbruch im eigenen Haus – dann wird Geld ausgegeben für Sicherheitstechnik. Sonst eher nicht.

Düsseldorf. Gerade erst hatte sich das junge Ehepaar ein kleines Häuschen gekauft. Da wurde eingebrochen. "Die Frau war völlig geschockt. Sie wollte partout nicht mehr in diesem Haus leben", berichtet Wilhelm Johannes Nüsken von der Düsseldorfer Polizei, der selbst am Tatort war. Das Trauma der Frau habe die Beziehung so stark belastet, dass sich das Paar schließlich trennte.

Nüsken präsentierte gestern das Informationsangebot der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle bei einer Sicherheitsmesse in den Räumen der Ergo Versicherungsgruppe. Die Besucher allerdings waren fast ausschließlich die Kundenberater der Versicherung, kaum interessierte Düsseldorfer. Ein Phänomen. "Der Hauptteil derer, die zur Beratungsstelle kommen, war bereits Opfer eines Einbruchs", sagt Nüsken. Den Umkehrschluss schildert Volker Schneider von der Ergo: "Die Mehrheit unserer Kunden, die einen Einbruchsschaden melden, hat in seiner Wohnung keine professionelle Sicherheitstechnik."

Wer allerdings selbst Opfer geworden ist, investiert laut Schneider zum Teil plötzlich völlig überzogen in die Sicherheit seines versehrten Zuhauses: "Das Gefühl der Unsicherheit bleibt. Dann wollen sie aus ihrer Wohnung ein Fort Knox machen." Und das kostet in der Tat einiges, sagt Carsten Nollau, Sicherheitsberater der Technikfirma Gölzner. Kostet etwa der Einbau von Sicherheitsfenstern der Widerstandsklasse 2 in einem Neubau rund 70 bis 80 Euro, so liegt der Preis für die Nachrüstung in einem fertigen Gebäude bei etwa 280 Euro. Aber an die Einbruchssicherung werde bei einem Hausbau als letztes gedacht. "Auch bei den Architekten ist das selten ein Beratungskriterium", sagt Volker Schneider.

Noch ärger ist die Lage laut Polizist Nüsken bei Mietwohnungen - denn wer investiert schon gern in Fenster und Türen, die ihm gar nicht gehören? Dabei entfällt gerade in Düsseldorf laut Nüsken der Löwenanteil aller Einbrüche auf Etagenwohnungen. "Eben auch, weil sie in der Regel schlechter gesichert sind als Einfamilienhäuser", sagt er.

Vorgaben zum Einbruchsschutz gibt es für die Hauseigentümer nicht. Mit ähnlichen Schwierigkeiten wird in NRW auch beim Brandschutz gekämpft. In neun anderen Bundesländern gibt es bereits eine Rauchmelderpflicht - hierzulande nicht. "Und die Menschen verkennen die Gefahr", erklärt Roman Stein von der Feuerschutz-Firma Jockel. "Wenn es zwei Straßen weiter gebrannt hat, ist das Bewusstsein plötzlich da. Meist aber auch nur vorübergehend."

Immerhin: Laut Volker Schneider schaffen sich immer mehr Menschen Rauchmelder aus dem Baumarkt an - "auch weil sie nur wenig kosten", sagt er. Bei der Arbeit der Düsseldorfer Feuerwehr indes macht sich diese Steigerung kaum bemerkbar. "Die Fälle, in denen Rauchmelder früh auf das Feuer aufmerksam machen und schwere Schäden verhindern, sind noch immer sehr selten", sagt Sprecher Hans Jochen Hermes.

Dabei sprechen die Fälle für sich: Vor einem Monat hörten Nachbarn einen schrillenden Rauchmelder in einer Wohnung an der Kölner Straße. Die alarmierte Feuerwehr brach die Tür mit einer Ramme auf und fand in dem giftigen Rauch einen gehbehinderten 80-Jährigen, der sich nicht mehr selbst retten konnte. Ohne seinen Rauchmelder hätte er kaum eine Chance gehabt.

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