„In den Stadtteilen geht die Kirmes den Bach runter“

Der Besuch lässt bei vielen Schützenfesten immer stärker nach. Schausteller steuern die Plätze immer seltener an.

Düsseldorf. Die Schützensaison ist beendet. Schausteller und Schützen blicken zurück. Und die Bilanz fällt schlecht aus. Für Bruno Schmelter, den Vorsitzenden des Düsseldorfer Schaustellerverbands, steht fest: „In den letzten fünf Jahren ist das Kirmesgeschäft um 50 bis 60 Prozent zurückgegangen, in Benrath sogar um 70 Prozent.“ Klaus-Peter Dahmen, Sprecher der Interessengemeinschaft von 48 Düsseldorfer Schützenvereinen, kontert: „Die Schausteller sagen oft kurzfristig ab, wenn sie etwas Besseres gefunden haben. Darunter leiden wir Schützen auf den Plätzen.“

Eine Ausnahme ist für Schmelter die „Große Düsseldorfer“. Mit den etwa vier Millionen Besuchern trotz schlechten Wetters sei er zufrieden. Gut laufe auch die Osterkirmes am Staufenplatz. Grafenbergs Schützenchef Peter Schmidt verlegte auf Schmelters Angebot hin sein Fest sogar vom September auf dieses Datum. Er sagt: „Das war sehr gut. Wir werden es wiederholen.“ Schmelter schränkt ein: „Die Schützen haben uns nicht mehr Besucher gebracht. Aber sie haben jetzt einen schönen Schützen- und Kirmesplatz.“

Auch der neue Derendorfer Platzwart Bernd Jacob ließ sich etwas Neues einfallen und gestaltete die Kirmes um, so dass jeder Besucher an jedem Schausteller vorbei kam. Schmelter meint dennoch: „Die Kirmes ist abgesackt. Das gilt nicht nur für Derendorf. In Benrath, Lierenfeld und Vennhausen war auch nichts los. Die Schützen müssen sich dringend Gedanken machen, wie es weitergehen soll.“ Sein Ziel: „Pro Stadtbezirk nur eine große Kirmes. Ansonsten können die Schützen feiern, wie sie wollen.“ Dahmen lehnt das ab.

Schmelter wiederum nennt organisatorische Fehler: „Auf dem großen Platz an der Heidelberger Straße wurden zu viele Schausteller eingeladen, die immer weniger Geld verdienten und schließlich weg blieben.“ Schützenchefs in Niederkassel oder Kalkum wenden zwar ein, in ihren Zelten brumme der Bär, aber der Schausteller vor der Tür habe nichts davon.

Schmelters Resümee: „Insgesamt geht die Kirmes den Bach runter. Ich habe früher in Düsseldorf 18 Feste angefahren, jetzt sind es noch zwei: in Unterrath und Bilk.“ Den Niedergang erklärt er mit der Bevölkerungsstruktur: „Das dörfliche Miteinander ist oft verschwunden. Es gibt zu viele Neubürger, auch mit Migrationshintergrund. Die haben andere Interessen als Schützenfest und Kirmes.“

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