Immobilien-Boom: Die Jagd auf die günstigen Zinsen

Kredite: Viele wollen ihren Traum von den eigenen vier Wänden realisieren. Auch für Sanierung wird verstärkt Geld aufgenommen.

Düsseldorf. Die Menschen haben wieder Vertrauen in die Wirtschaft - und wollen jetzt ihren Traum von der eigenen Immobilie verwirklichen. "Wir haben in diesem Jahr bei den Privatkunden einen Anstieg von 13 Prozent bei der Vergabe von Darlehen für die Wohnungsfinanzierung", bestätigt Gerd Meyer, Sprecher der Stadtsparkasse Düsseldorf. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Zinsen sind niedrig, Ängste vor Arbeitsplatzverlust schwinden. "Nach der Finanzkrise ist ein großes Stück Mut zurückgekehrt."

Lagen die Zinsen in den 90er Jahren bei 6,5 und vor einem Jahr bei vier Prozent, sind sie nun bei gut drei Prozent angelangt. Wer bei der Sparkasse ein Wohnungsbaudarlehen über fünf Jahre aufnimmt, zahlt dafür 3,2Prozent Zinsen. Wer länger von günstigen Konditionen profitieren möchte, ist für zehn Jahre mit 3,65 Prozent dabei. Bei einem Kredit in Höhe von 100000 Euro wären das 267 bzw. 364 Euro pro Monat ohne Tilgung.

105000 Euro nehmen die Düsseldorfer im Durchschnitt auf. "Das hört sich erstmal nicht spektakulär an, aber darunter sind auch viele Modernisierungsdarlehen in Höhe bis zu 30000 Euro", so Meyer. Im Klartext: Es wird nicht nur gebaut oder gekauft, das eigene Haus oder die eigene Wohnung werden energetisch saniert.

Wer in Düsseldorf auf Immobilien setzt, investiert laut Meyer in Eigentumswohnungen. Nur zwei von zehn Kunden bauen mit dem Sparkassenkredit das klassische Einfamilienhaus. Meyer: "Das hat natürlich mit der Dichte der Stadt zu tun."

Auch bei der Volksbank Düsseldorf Neuss schlägt sich die verstärkte Nachfrage von Immobilien nieder. "Wir merken dies insbesondere bei den Forward-Darlehen. Dort haben wir zweistellige Zuwächse", sagt Sprecher Christian Feldbinder. Über einen Aufschlag können sich Interessenten von Wohnimmobilien hier den günstigen Zinssatz für die Anschlussfinanzierung sichern. Dies würden viele Kunden derzeit nutzen, Otto Normalschuldner ebenso wie der Großinvestor. Entsprechend liege die Bandbreite der Interessen zwischen "der kleinen Wohnung über Mehrfamilienhäuser bis hin zu größeren Anlageobjekten".

Bei der Suche nach einer Beratung müssen manche Eigenheim-Interessenten sogar Absagen in Kauf nehmen. Eine Düsseldorferin, die namentlich nicht genannt werden möchte, erfuhr von ihrem Finanzberater, dass die Sparkasse Neuss keinen Beratungstermin für sie habe. Sprecher Stephan Meiser hält das für ausgeschlossen, da das Haus sich das Geschäft nicht selbst kaputt mache. "Wenn wir eine Finanzierung ablehnen, dann nur im Interesse des Kunden." Zudem zeigten die aktuellen Zahlen, dass bei der Sparkasse in Neuss so viel Geld wie nie mit Krediten verdient werde. "Wir haben eine Rekordvolumen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro. Die Liquidität können wir um weitere 50Prozent erhöhen."

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