Immer mehr Kanadagänse bevölkern den Zoopark in Düsseldorf

Ein Abschuss der Tiere kommt nicht in Frage. Getestet werden jetzt natürliche Lösungen, um die Wasservögel zu vergrämen.

Immer mehr Kanadagänse bevölkern den Zoopark in Düsseldorf
Foto: Lepke

Düsseldorf. Neue Wege, ein Wasserspielplatz und eine Liegewiese. Der Zoopark könnte so schön sein. Wäre da nicht eine immer größer werdende Population von Kanadagänsen, die den Reiz einer gepflegten Parkanlage durchaus auch zu schätzen wissen. „In den vergangenen Wochen und Monaten haben die Beschwerden über verdreckte Wege und Wiesen deutlich zugenommen“, sagt Norbert Richarz, Abteilungsleiter der beim städtischen Gartenamt angesiedelten Unteren Naturschutzbehörde.

Gezählt werden die Gänse jedes Jahr zwischen Juni und Juli; dann sind die Tiere in der Mauser und kurzzeitig flugunfähig. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Population dieses Jahr deutlich und vor allem unerwartet angewachsen: 144 Kanadagänse leben derzeit im Zoopark, das sind 22 mehr als 2016. Im Vergleich zum Jahr 2009, als zum ersten Mal gezählt wurde, hat sich die Zahl der Tiere mittlerweile mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den anderen Parkanlagen wieder — vergangenes Jahr wurden insgesamt 850 Tiere gezählt, nun sind es 950. „Wir können uns diesen rasanten Anstieg allerdings nicht ganz erklären“, sagt Biologe Tobias Krause vom Gartenamt.

„Wir müssen jetzt ernsthaft überlegen, was gegen die Tiere unternommen werden kann und bis zum Ende des Jahres auch eine politische Lösung finden“, sagt Norbert Richarz. Für eine schnelle Konsensfindung macht sich auch Iris Bellstedt, Ratsfrau und umweltpolitische Sprecherin der Grünen, stark: „Ziel muss es, vor der Brutsaison im nächsten Frühjahr ein klares Konzept zu haben. Dem Umweltausschuss muss daher spätestens im Januar das Ergebnis vorgestellt werden.“

Fest steht unterdessen, dass die Tiere nicht abgeschossen werden. Richarz stellt klar: „Das ist ausgeschlossen und wurde von uns auch nie in Erwägung gezogen.“ Bei öffentlichen Grünanlagen handele es sich um so genannte befriedete Bereiche, in denen die Jagd nicht ermöglicht werden könne. „Wie soll das gehen? Wir können keinen Jäger in den Park schicken, während ein paar Meter weiter Kinder spielen.“ Das Problem sei darüber hinaus ein landesweites, mit anderen Städten und dem NRW-Umweltministerium habe man sich abgesprochen und diese Entscheidung getroffen.

Dass ein Abschuss nicht nur rechtlich unzulässig wäre, sondern auch schlicht nicht den gewünschten Effekt einer Populationsabnahme hätte, merken auch Iris Bellstedt von den Grünen und Michael Süßer vom Bund für Umwelt- und Naturschutz an. „Da draußen sind so viele wilde Gänse unterwegs, dass die frei gewordenen Brutplätze einfach nachbesetzt würden“, sagt Süßer. Und schlägt stattdessen andere Maßnahmen vor: „Gänse lieben kurz gemähtes und frisches Gras. Werden Wiesen einfach längere Zeit nicht gemäht, besteht die Chance, die Tiere zu vergraulen.“ Nahrung sei der begrenzende Faktor der Population, werde diese minimiert, würden Tiere abwandern.

Für Norbert Richarz wäre das eine Option, wenn auch nicht die universelle Lösung. „An einigen Stellen werden wir das ausprobieren, in anderen Parks kommen wir ums Mähen aber nicht drumherum.“ Getestet würden noch andere Maßnahmen, um die Gänse zu vergrämen. Im Zuge der Neugestaltung des Spee’schen Grabens in diesem Sommer sei eine Fläche angelegt worden, auf der gezielt einheimische Kräuter statt Rasen angesiedelt wurden. „Das sind vor allem Kräuter mit behaarten Blättern, die die Tiere nicht mögen“, erklärt Richarz. Unter anderem sind die Gundelrebe, ein wintergrünes Kraut mit lilafarbenen Blüten, sowie der blühende Frauenmantel darunter. Eine andere Option sind besonders harte Grassorten, die zäher sind und den Gänsen nicht schmecken. Noch werden die Optionen aber erst getestet. Im Zoopark soll als kurzfristige Maßnahme verstärkt gereinigt werden.

Wohl fühlen sich die Gänse nicht nur in den Grünanlagen der Stadt, sondern auch an Gewässern wie dem Unterbacher See. „Wir haben derzeit rund 150 Tiere am See. Die Population ist glücklicherweise seit einigen Jahren konstant und nimmt nicht zu“, sagt Zweckverbands-Geschäftsführer Peter von Rappard. Unter anderem suche man immer wieder Hundebesitzer, die mit ihren Haustieren auf dem Gelände der Strandbäder spazierengehen, um die Gänse zu verscheuchen. Gelegentlich kommt auch ein Falkner vorbei, der die Tiere aufscheucht.

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