Immer mehr arme Frauen aus Bulgarien gehen auf den Strich

An der Charlottenstraße hat sich die Rotlicht-Szene stark verändert. Ein Netzwerk bietet den Frauen Beratung und Hilfe an.

Düsseldorf. In vielen deutschen Großstädten nimmt die Armuts-Prostitution seit Jahren zu. In Düsseldorf zeigt sich das vor allem im Sperrbezirk Charlottenstraße, wo immer mehr Frauen aus Südosteuropa auf den Strich gehen. Die Grünen machten „das Elend“ jetzt zum Thema im Gesundheitsausschuss, denn die Zustände seien mittlerweile „dramatisch“.

Tatsächlich bestätigte Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke nicht nur, dass man immer mehr Prostituierte vor allem aus Bulgarien dort verzeichne, sondern er sagte auch: „Oft sind die Frauen sehr arm, Analphabeten und wissen praktisch nichts über Gesundheitsvorsorge.“

Heinz-Werner Schnittker, der Geschäftsführer des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer (SKFM), welcher vor Ort mit dem „Knackpunkt“ etwa 70 Frauen berät und hilft, erklärt, dass viele der Prostituierte Roma seien, die in Bulgarien unter bitter Armut litten. „Einige haben Kinder und sie sagen uns, dass sie von ihren Familien nach Deutschland geschickt worden sind, um Geld nach Hause überweisen zu können“, sagt er.

Auch die Polizei betont, hier gehe es weniger um organisierte Kriminalität mit schlimmen Zuhälterstrukturen. Die Frauen halten sich in der Regel legal in Deutschland auf, allerdings war und ist die Prostitution an der Charlottenstraße illegal.

Die Stadt schickt nicht nur das Ordnungsamt zur Kontrolle, sondern auch das Gesundheitsamt zur Hilfe an den Straßenstrich. So bietet die Beratungsstelle „Sexuelle Gesundheit“ spezielle Sprechstunden für die Frauen inklusive medizinischer Untersuchungen.

Muttersprachliche Honorarkräfte begleiten das Projekt und fungieren als Übersetzerinnen. Und der Arbeitskreis „Osteuropäische Frauen auf der Charlottenstraße“, in dem neben Hilfsorganisationen und Stadt auch die Polizei sitzt, erarbeitet gerade einen neuen Info-Flyer zum Thema Aids.

Der freilich könnte angesichts der hohen Analphabetenrate ins Leere gehen. Deshalb wünscht sich Schnittker auch nicht so sehr weitere Streetworker als Angebote zum Deutsch- lernen: „Zumal das sich einige Frauen auch ausdrücklich wünschen. Dass auch Minderjährige auf dem Straßenstrich „anschaffen“, bestätigt das Gesundheitsamt, genaue Zahlen gebe es aber nicht.

Wolfgang Janetzki (CDU) schlug vor, zur Abschreckung von Freiern ein altes Rezept des verstorbenen Ordnungsdezernenten Werner Leonhardt zu reaktivieren. Der hatte im Sperrbezirk öfter herumkurvenden Autofahrern einen Warnbrief nach Hause geschickt — durchaus im Bewusstsein, dass auch Ehefrauen den mal öffnen könnten. . .

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