Immer in Verbindung zum Publikum

Die Theaterkantine ist zehn Jahre alt, vier Mal ungezogen, aber die Zuschauer folgen dem Team überall mit hin.

Düsseldorf. Vor einem Jahr ist die Theaterkantine umgezogen - wieder einmal. Denn obwohl es die freie Bühne erst (oder schon) seit zehn Jahren gibt, befindet sie sich bereits in den vierten Räumlichkeiten. Vom Güterbahnhof Derendorf zogen Heike Fabry, ihr Mann Rüdiger Fabry und Mitspieler Thomas Gisiger zuletzt im März 2009 nach Mörsenbroich in die ehemaligen Reitzenstein-Kaserne. Die neuen Räume bieten reichlich Platz, um das Konzept "Theater plus gutes Essen und Geselligkeit" umzusetzen. Es gibt sogar einen Außenbereich mit Terrasse, auf der man nicht nur im Sommer die Abende ausklingen lassen kann.

Die bisher vier Stücke, die die Theaterkantine anbietet, sind alle selbst geschrieben und haben viel mit dem Leben der Spieler zu tun. Das beliebte tragikomische Solostück "Rosa" spielt Heike Fabry bereits seit zehn Jahren. "Es hat sich mit mir verändert", sagt die 46-jährige Theatergründerin. Sie wollte mit dem Stück immer etwas über sich erzählen, Geschichten aus ihrem Leben, über "Liebe, Sehnsucht und das Kochen". Fabry: "Denn wenn es mir nicht gut geht, muss ich kochen."

Das Konzept des Theaters sieht vor, eben keine fertigen Dramen zu spielen, sondern sie aus den Spielern heraus zu entwickeln. "Wir wollen in unserem Theater Geschichten erzählen, in denen der Zuschauer sich wiederfindet", sagt Heike Fabry. Dabei würden sie nicht nur Probleme aufzeigen, sondern auch mit Humor Lösungsansätze bieten.

Ihren Mann Rüdiger lernte sie in der Werkstatt, dem Vorläufer des Tanzhauses, kennen. Er war Clownlehrer, sie besuchte sein Seminar. "Die Clownsnase spielt gedanklich bei unseren Stücken immer noch eine große Rolle: Sie zeigt, wie wichtig es ist, sich nicht so wichtig zu nehmen."

Hundert Zuschauern bietet die neue Theaterkantine Platz. Der Abend soll ein Rundum-Erlebnis bieten: Erst ein Getränk im Foyer, dann Theater, zum Abschluss ein Drei-Gänge-Menü. Fabry: "Wenn der Vorhang zum Speisesaal aufgeht, seufzen die Menschen meistens begeistert, weil die Tafeln so schön mit bunten Kerzen gedeckt sind." Die Verbindung zum Publikum ist dem etwa 30-köpfigen Team ganz wichtig.

Heike Fabry wollte immer Schauspielerin werden. Da sie an keiner Schauspielschule angenommen wurde, studierte sie Germanistik und Philosophie und eroberte trotzdem die Bühne. Mit ihrem 23 Jahre älteren Mann und Thomas Gisiger gründete sie auch das Theater Till, ein Kinder- und Jugendtheater, mit dem sie immer noch vormittags in Schulen gastieren.

Die Theaterkantine kann sich über ein treues Stammpublikum freuen, das überall hin folgt. Viele Zuschauer schauen sich Stücke mehrmals an. Sogar am Samstag des Sturmtiefs Daisy kamen nur fünf Absagen, alle anderen kämpften sich tapfer zur Theaterkantine durch - und wurden mit einem Glühwein begrüßt.

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