Düsseldorf Im Hafen ist mehr Wohnen möglich

Vereinbarung über Wohnen und Gewerbe an der Speditionstraße wurde unterzeichnet. „Mehr geht nicht“, sagt der Hafenverein.

Düsseldorf: Im Hafen ist mehr Wohnen möglich
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Abgekämpft wirkten die Beteiligten von Stadt und Hafenbetrieben, nachdem sie Freitagmittag aus dem Bauch des am Burgplatz ankernden Segelschiffs Helena kletterten. Doch das lag nicht daran, dass sie die Hafenvereinbarung erst nach einem schier endlosen Ringen unterzeichnen konnten — es war einfach heiß unter Deck.

„Wir sind glücklich“, sagte OB Thomas Geisel: „Für die Betriebe im Haupthafen wird Investitionssicherheit geschaffen, zugleich ermöglicht die Vereinbarung die weitere Entwicklung des Hafengebietes.“ Konkret wird nun im Stadtrat am 15. September die Westseite der Speditionstraße zum „Mischgebiet“ für Wohnen und Gewerbe deklariert. Planungsamtsleiterin Ruth Orzessek-Kruppa spricht von 200 bis 500 Wohneinheiten, das „hängt natürlich von den genauen Plänen der Investoren ab“. Seit elf Jahren im Startblock steht die Frankonia, die jetzt endlich ihre zwei Hochhäuser mit etwa 400 kleineren Appartements bauen will. Daneben kommen weitere kleinere Grundstücke in Betracht.

Auch die Hafenbetriebe äußerten sich zufrieden, allerdings machte Ernst Lamers, der Vorsitzende des Hafenvereins unmissverständlich klar, dass an der Speditionstraße die (Wohn-)Grenze erreicht ist: „Mehr lassen wir nicht zu. Ich weiß, dass sie mehr wollen, Herr Geisel, aber mehr geht nicht.“ Entscheidende Bedingung für die Hafenindustrie ist, dass die bestehende Geruchs- und Lärmbelästigung per Dienstbarkeit im Grundbuch eingetragen wird, also akzeptiert wird. Dafür garantieren die Hafenbetriebe, nicht rechtlich gegen das Wohnen vorzugehen.

Nun, Geisel will tatsächlich mehr, bezieht das aber weniger auf ein konkretes Gebiet für Wohnen im Hafen, als auf eine Änderung der Gesetzeslage, denn: „Auf Dauer kann es rechtlich nicht so irrsinnig schwierig bleiben, Industrie und Wohnen unter einen Hut zu bekommen. Wer in eine Großstadt, in ein lebendiges Hafenviertel zieht, der weiß doch, dass es dort zu Lärmbelästigungen kommen kann.“

Zum Hintergrund: Seit 14 Jahren fühlen sich die Hafenbetriebe von den Wohnambitionen im Rathaus bedrängt und in ihrer Existenz bedroht, weil Auseinandersetzungen mit Anwohnern aufgrund von Lärm und Gestank drohen würden. Im Zentrum des Streits standen die Spedition-, Kessel- und Weizenmühlenstraße. Im Jahr 2011 dann holte der damalige OB Dirk Elbers zum Befreiungsschlag aus. Er legte die Wohnpläne an der Kesselstraße ad acta. Die Mühlenbetriebe atmeten erleichtert auf. Dann sollte rasch ein Kompromiss erarbeitet werden, der wenigstens ein Hafenbecken weiter Wohnen an der Speditionstraße ermöglicht. Realisert wurde der erst jetzt, fünf Jahre später.

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