Düsseldorf „Ich war der Prahler“ - notorischer Hochstapler vor Gericht

Er gab sich wahlweise als Adeliger, Arzt, Pilot oder Diplomat aus, um in Saus und Braus zu leben. Nun steht ein 28-jähriger vorbestrafter Hochstapler erneut vor Gericht. Diesmal unter anderem als falscher Staatsanwalt.

Der Angeklagte Marc G. sitzt in einem Gerichtssaal des Landgerichts in Düsseldorf. Der vorbestrafte Hochstapler gab sich unter anderem als Pilot und Staatsanwalt aus.

Der Angeklagte Marc G. sitzt in einem Gerichtssaal des Landgerichts in Düsseldorf. Der vorbestrafte Hochstapler gab sich unter anderem als Pilot und Staatsanwalt aus.

Foto: Rolf Vennenbernd

Düsseldorf. „Ich war der Prahler, der im Mittelpunkt stand, Champagner ausgegeben und das Geld rausgelassen hat.“ Marc G. (28) macht keinen Hehl daraus, dass er im Düsseldorfer Nachtleben, in Nobel-Clubs, Bordellen und beim Shopping auf der Königsallee als großer Zampano eine sechsstellige Summe verprasst hat. „Ich habe in gewissen Kreisen verkehrt, brauchte Kleidung, um als respektable und gut situierte Persönlichkeit aufzutreten“, sagt der Mann, der trotz längerer Gefängnishaft sorgfältig frisiert beim Prozessauftakt am Dienstag auf der Anklagebank sitzt.

Als Staatsanwalt „Tassilo von Hirsch“, „Dr. Dr. Marc Joachim Aubach“ oder „Marc von Battenstein“ habe er sein Unwesen getrieben, hält ihm Staatsanwältin Anne Weidner vor.

Der Angeklagte legt vor dem Düsseldorfer Landgericht schnell ein Teilgeständnis ab: Er gesteht 15 der 36 angeklagten Straftaten, überwiegend Warenbestellbetrügereien, streitet aber alles ab, was mit der sexuellen Ausbeutung von Frauen zu tun hat.

So soll er für 10 000 Euro eine Escort-Dame aus Berlin an seinen Wohnort nach Ratingen geordert haben, die ihm laut Anklage einige Stunden mit verbundenen Augen zu Diensten war. Stellenanzeigen habe er geschaltet, um den Bewerberinnen dann eindeutige Angebote zu offerieren: 20 000 Euro für Sex.

Sogar sein eigener Verteidiger taucht auf der Liste der Geschädigten auf: Auch in seinem Namen seien Betrügereien begangen worden - mit den Konto-Daten vom Briefpapier.

Tausende Euro für Zigarren, teure Mode, Firmenschilder für mehr als 1000 Euro - Marc G. hat sich nicht lumpen lassen, wenn es darum ging, unter falschem Namen, auch dem seiner Mutter, online einzukaufen.

„Wie viel haben Sie denn geraucht?“, fragt die Vorsitzende Richterin Bettina Reucher-Hodges verwundert. „Zwei, drei Stück am Abend“, erklärt der Angeklagte - die Zigarre für 80 Euro. Viele Waren-Bestellungen scheitern, aber der Angeklagte gibt freimütig zu: „Wenn sie geliefert worden wären, hätte ich sie nicht bezahlt.“

Im Bordell will er aber nur gewesen sein, um die Champagnerkorken knallen zu lassen: „Da war ich noch narzisstisch veranlagt.“ Sieben Verhandlungstage hat das Gericht bis Mitte August angesetzt, der Gesamtschaden soll diesmal bei rund 30 000 Euro liegen.

In einem früheren Prozess war dem Aushilfskellner mit Realschulabschluss attestiert worden, dass es ihm wesentlich darum gegangen sei, Frauen ins Bett zu bekommen. So soll er in Pilotenuniform auf einem Flughafen-Parkplatz eine Ohnmacht vorgetäuscht haben, um eine herbeieilende Stewardess näher kennenzulernen. Prostituierte prellte er um ihren Lohn.

„Sie haben die Frauen wie Dreck behandelt“, attestierte ihm der Vorsitzende Richter damals. Dem Vorwurf möchte sich der Mann mit den nach jüngster Zählung 38 Alias-Namen anscheinend nicht erneut aussetzen. In seiner Rückschau erscheint er eher als ihr Opfer: Er habe mal eine Jura-Studentin als Staatsanwalt zum Kö-Shopping eingeladen, erzählt er. Die habe ihn schnell entlarvt - „die 3000 Euro-Shopping-Tour hat sie aber noch mitgenommen“.

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