„Ich sehe das nicht als Arbeit an“

Der 64-jährige Diplom-Sozialarbeiter Michael Riemer kümmert sich seit 41 Jahren um das Kinderhilfezentrum.

„Ich sehe das nicht als Arbeit an“
Foto: Sergej Lepke

Zum 46. Mal wurde jetzt im Kinderhilfezentrum an der Eulerstraße das Budenfest gefeiert. An sich nichts Besonderes, könnte man jetzt sagen, wenn man nur die nackten Zahlen hört. Doch schaut man mal genauer hin, stellt man fest, dass das Budenfest und das Kinderhilfezentrum ein Gesicht haben — es ist das von Michael Riemer.

Seit 41 Jahren kümmert sich der 64-Jährige als Diplom-Sozialarbeiter um Kinder, die nicht mehr bei ihren Familien leben können. Außerdem ist er ehrenamtlicher Geschäftsführer des Freundeskreises und im Vorstand der Stiftung Kinderhilfezentrum aktiv. Geld sammeln für „seine“ Kinder ist sein größtes Hobby. Und das beherrscht er aus dem Eff-Eff.

Es gibt wohl kaum einen Menschen in der Stadt, der den rührigen Sozialarbeiter nicht kennt, wenn er mal wieder versucht, ein paar Euro abzuzwacken. Dazu hat er sich ein riesiges Netzwerk aufgebaut. Denn Riemer ist Sprecher der Karnevalsgesellschaft Weissfräcke, Tischbaas bei den Düsseldorfer Jonges, Vorsitzender der „Elf Schill’schen Offiziere“ in Lohausen und ist im Vorstand der Derendorfer Jonges.

Alkohol, Drogen oder häusliche Gewalt: Es gibt viele Gründe, warum ein Kind nicht mehr zu Hause leben kann. Dazu kommen noch einige unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Allen wird hier geholfen. Selbst wenn sie wieder ausgezogen sind und Hilfe benötigen, werden sie nicht im Stich gelassen. „Es gibt Dinge, die die Stadt nicht leisten kann oder darf, dann springen wir ein“, meint Riemer. Da wird dann auch mal ein Anzug gekauft, wenn einer der Jugendlichen ein Vorstellungsgespräch hat oder der Musikunterricht bezahlt.

Ferien auf dem Land gehören genauso dazu. „Ich wollte schon immer mit Kindern arbeiten, weil mir das so viel Freude macht. Zu Beginn habe ich Wohngruppen betreut. Inzwischen bin ich aber im administrativen Bereich tätig. Aber es ist schön zusehen, wenn wir den Kindern dabei helfen können, ihr Lachen wieder zu finden.“

Riemer hat eine 38,5 Stunden-Woche, wie viele normale Arbeitnehmer. Für ihn allerdings ist das reine Utopie. „Ich weiß gar nicht, wie viele Stunden ich in der Woche arbeite. Darüber mache ich mir aber keine Gedanken, denn ich sehe das nicht als Arbeit, sondern sehe nur die schönen Dinge.“

Auch das Budenfest hat Reimer zu einer großen Veranstaltung gemacht. Mit drei Holzhütten fing alles an, inzwischen wird auf dem kompletten Gelände gefeiert. Immer am dritten Samstag im September. „Viele, die früher hier gelebt haben, kommen heute mit ihren Kindern vorbei. Das ist ein schönes Gefühl, wenn man sieht, wie gut es ihnen heute geht.“ Ehefrau Monika hat es manchmal auch nicht leicht: „Wir sind oft auf derselben Veranstaltung, aber Michael ist ständig woanders“, sagt sie.

Ende des kommenden Jahres geht Riemer in den Ruhestand. Doch wie heißt es so schön: „Niemals geht man so ganz. Irgendwas von dir bleibt hier.“ Denn seine vielen Ehrenämter wird Riemer behalten und so dem Kinderhilfezentrum erhalten bleiben. Und so kann er stolz auf das zurück blicken, was er im Kinderhilfezentrum geschafft hat.

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