Theater Karin Pfammatter liebt die krassen Rollen

Karin Pfammatter steht als untote Schauspielerin in „Nach der Probe“ auf der Bühne. Sie schätzt das Älterwerden.

Theater: Karin Pfammatter liebt die krassen Rollen
Foto: Thomas Rabsch

Sie liebt die krassen Rollen. Und die kommen mit dem Alter, meint Karin Pfammatter. Seit 2011 gehört die 55-Jährige zum Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses, hat die Krise des Theaters durchstanden und spielt zurzeit in vier Inszenierungen im Central. In „Nach der Probe“ von Ingmar Bergmann gewährt die gebürtige Schweizerin als Untote einen voyeuristischen Blick in die künstlerischen und amourösen Verstrickungen hinter den Kulissen.

Frau Pfammatter, worin geht‘s in „Nach der Probe“? Das war ja ein Film von Ingmar Bergmann von 1983.

Karin Pfammatter: Ein Regisseur sitzt nach der Probe auf der Bühne und lässt sein Leben Revue passieren. Wie es früher war, wie es jetzt ist und was er sich wünscht. Dabei vermischen sich Vergangenheit und Gegenwart. Es ist ein klassisches Drei-Personen-Stück.

Sie erscheinen als eine verstorbene Schauspielerin, die mal die Geliebte des Regisseurs war. Das sieht ihre junge, ziemlich lebendige Kollegin nicht gern.

Pfammatter: Ja, ich bin ein Geist. Das macht großen Spaß beim Spielen. Sie ist eine Alkoholikerin und psychisch angeschlagen. Da kann man aus dem Vollen schöpfen.

Was treibt diese Frau, dass sie sogar nach dem Tod zurück ins Theater kommt?

Pfammatter: Sie liebt den alten Regisseur immer noch. Außerdem geht es ihr ums Altern, um Rollen, die sie nicht mehr bekommt. Oder wenn sie bei der Großaufnahme ein altes Gesicht hat. Das sind so Sachen, mit denen man sich herumschlägt.

Ist das schlimmer als früher?

Pfammatter: Beim Film werden die Schauspieler heute meistens jünger besetzt als früher. Manchmal entsprechen sie nicht dem Alter ihrer Rollen. Das ist der Zeitgeist.

Macht Sie das wütend?

Pfammatter: Ich war nie so ein Fan von den jungen Rollen, obwohl ich die alle gespielt habe. Wenn man älter ist, kann man krassere Sachen spielen. Ich habe das Problem nicht.

Wie ist denn das Verhältnis zwischen Schauspielerinnen und Regisseuren?

Pfammatter: Heute geht es mehr um Zusammenarbeit als früher. Da gab es eher diese Abhängigkeitsverhältnisse. Und es war vermischter das Private und Berufliche.

Es ist ja auch verführerisch, während der Proben durchlebt man eine intensive Zeit.

Pfammatter: Man macht sich auf und wird verletzlich, und ja, man kann sich dann schon mal „verlieben“. Dabei meine ich nicht privat, sondern beruflich. Wenn man sehr gerne mit einem Regisseur arbeitet, ist das wie eine Art „Verliebtheit“.

Sie spielen Theater, stehen aber auch immer wieder vor der Kamera. Was bietet das eine und was das andere?

Pfammatter: Für mich sind das zwei grundsätzlich verschiedene Metiers. Am Theater liebe ich, dass wir so viel Zeit haben zum Ausprobieren und Verwerfen. Wenn man in einer Vorstellung mal nicht auf den Punkt ist, macht man es am nächsten Abend anders. Beim Dreh finde ich die kleinen feinen Nuancen spannend, die man bei Großaufnahmen sieht. Man kann ganz andere Gefühle zeigen. Das ist ein bisschen wie unter einem Mikroskop. Das gefällt mir.

Sie sind gebürtige Schweizerin und haben in vielen Städten gearbeitet. Haben Sie mal gedacht, dass Sie so viele Jahre im Rheinland verbringen würden?

Pfammatter: Nie. Ich bin erstaunt, dass ich immer wieder nach Düsseldorf komme. Ich lebe mit meiner Familie hier, wir verbringen eine schöne Zeit. Unser 14-jähriger Sohn spricht kein Schweizerdeutsch, sondern hat einen rheinischen Einschlag.

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