Hulda-Pankok-Schule besetzt: 20-Jähriger abgeführt

Bildungsstreik eskaliert: Hörsaal an der Uni besetzt, Sitzblockade an Gesamtschule.

Düsseldorf. Der Bildungsstreik von Schülern und Studenten erreichte in Düsseldorf am Mittwoch einen neuen Höhepunkt. "Entscheidet euch jetzt" - in zwei Schlüsselsituationen fiel dieser Satz, mit unterschiedlichen Folgen.

40 Schüler sitzen auf einer Treppe, 30 Polizisten stehen dahinter - und ein ratloser Direktor mittendrin. "Entscheidet euch jetzt", sagt Polizeiführer Dietmar Huppers in ruhigem Ton. "Gebt die Sitzblockade auf, oder die Polizei räumt das Gebäude." Die Schüler bleiben vernünftig. "Es gibt andere Orte, an denen man demonstrieren kann", sagen sie.

Zwei Stunden zuvor haben etwa 50 Jugendliche verschiedener Schulen die Aula der Gesamtschule besetzt, um einen "alternativen Unterricht" abzuhalten. Gemeinsames Musizieren und Debatten waren geplant. Nach einer einstündigen Debatte mit Schulleiter Heinz Gniostko, der die jungen Leute darum bat, das Gebäude zu verlassen, sah er keine andere Möglichkeit und rief die Polizei. Die rückte mit neun Mannschaftswagen an. Gegen einen Schüler (20), den die Polizisten als Rädelsführer ausmachten, wurde eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs erstattet.

"Das ist übertrieben", empörte sich Robin Cramer von der Bezirksschülervertretung und Schüler an der Hulda-Pankok-Gesamtschule. Kurzerhand besetzten er und seine Mitstreiter die Treppe vor der Aula. Mit lauten Parolen machten sie ihrem Ärger Luft.

Wie bei den anderen Bildungsstreik-Aktionen auch - zurzeit gibt es Demos im ganzen Bundesgebiet - steht vor allem die Forderung nach kostenloser Bildung im Vordergrund. Konkret stören sich die Schüler an den fünf Euro Toilettengeld, die jedes Jahr an der Pankok-Gesamtschule fällig sind. "Ausgaben für Kopien und Bücher summieren sich ohnehin schon auf mehrere hundert Euro im Jahr", sagt Cramer.

Warum es gerade diese Schule trifft? "Weil Gniostko der liberalste Direktor Düsseldorfs ist", so der Schüler. Gniostko will das so nicht stehenlassen: "Ich bin offen für jede Diskussion. Aber was jetzt passiert, ist rechtswidrig und hat nichts mehr mit Inhalten zu tun."

Gegen 13 Uhr lösen die Schüler dann ohne weitere Zwischenfälle die Blockade auf und gehen zu Fuß zum Uni-Gelände, auf dem ebenfalls protestiert wird.

Das Eintreffen der Schüler wird von den Studenten mit Gejohle kommentiert. "Danke für den mutigen Einsatz", schallt es aus Lautsprecherboxen. Der Hörsaal ist voll; Studenten quetschen sich in den Gängen. Bei einer Vollversammlung soll abgestimmt werden, ob der Saal besetzt wird. "Entscheidet euch jetzt", ruft Student Jan Lis. Hunderte Finger schnellen in die Höhe. Fast alle sind dafür.

Lis fordert die Studenten auf, Matratzen und Decken von zu Hause zu holen, um die Nacht "komfortabler zu gestalten". Im Laufe des Nachmittags bilden sich Gruppen, um konkrete Forderungen zu formulieren.

Zu diesem Zeitpunkt wissen die Studenten schon, dass der Hörsaal vorerst nicht geräumt wird. Das Rektorat hat fürs Erste sein Okay gegeben. Heute wollen beide Seiten über den weiteren Ablauf reden. Vorlesungen sollen nicht ausfallen, die betroffenen Veranstaltungen werden in andere Räume verlegt.

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