Hotelkrise: Wohnungen und Büros statt neuer Betten

Immer mehr Betten – und dann kam die Krise: Der Hotelmarkt ist angeschlagen, neue Projekte stehen auf der Kippe.

Düsseldorf. Dass 2009 wegen fehlender Großmessen ein schweres Jahr wird, hatte der Hotel- und Gaststättenverband vorausgesehen. Die Befürchtungen haben sich bestätigt.

Wie Alarik Graf Wachtmeister, der Vorsitzende des Tourismus-Ausschusses der Industrie- und Handelskammer, mitteilte, lag die Bettenauslastung der Hotels in den ersten sechs Monaten nur noch bei 55 Prozent. Das sind fast zehn Prozentpunkte weniger als im gleichen Zeitraum 2008.

Den Investoren von neuen Hotel-Projekten gibt eine andere Zahl zu denken. Gegenüber dem vergleichbaren Messe-Jahr 2007 ist die Zahl der Übernachtungen in Düsseldorf sogar um 120 000 höher, weil immer mehr Touristen kommen.

Dass trotzdem die Bettenauslastung in den Keller geht, spricht für eine Übersättigung des Marktes. Denn in den vorigen zwei Jahren gingen mehrere neue Hotels in Betrieb, etwa das Maritim am Flughafen (533 Zimmer) und der Breidenbacher Hof (95Zimmer).

Trotzdem wird weiter gebaut, im Frühjahr soll das Hotel am Dome fertig werden, das Hyatt an der Speditionstraße folgt 2011. Die Folge: Andere Investoren rechnen mit spitzem Bleistift, ob sich ihre Projekte noch lohnen. Mehrere Projekte stehen auf der Kippe oder sind bereits gestorben.

So hat die Frankonia auf dem Gelände von Land- und Amtsgericht an der Mühlenstraße inzwischen umgeplant. Laut Lothar Köhl, der bei dem Unternehmen für das Marketing zuständig ist, sollen im denkmalgeschützten Altbau statt des geplanten Fünf-Sterne-Hotels mit 150 Zimmern Service-Appartements entstehen:

"Für Gäste, die nicht eine Nacht im Hotel verbringen, sondern sich länger in Düsseldorf aufhalten." Bedarf bestehe unter anderem bei Geschäftsleuten. Der Baustart 2010 soll beibehalten werden.

Bereits vor zwei Jahren wurde grünes Licht für das 138-Betten-Hotel Hampton Inn an der Grafenberger Allee gegeben. Gebaut wurde bisher nicht - und dazu wird es wohl auch nicht kommen. Die Hilton-Gruppe, zu der Hampton Inn gehört, soll sich zurückgezogen haben. Auf WZ-Anfrage gab das Unternehmen gestern keine Stellungnahme ab.

Definitiv vom Tisch sind die Pläne für ein Hotel an der Elisabeth-/Ecke Reichsstraße. Dort wollte der irische Investor Bert Allen anstelle des ehemaligen WestLB-Gebäudes ein Hotel mit 300Zimmern bauen. Stattdessen wird jetzt ein Bürohaus geplant. Im Bereich zur Reichsgasse soll es auch Wohnungen geben.

Ein Grund dafür ist der gesättigte Hotelmarkt, ein anderer die Größe des Projekts: "Das war aus Sicht der Stadt nicht verträglich", sagt Jens Reich. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Anteon Immobilien GmbH. Sie fungiert als Schnittstelle zwischen Investor und Projektentwickler (PBG Frankfurt).

Geplanter Fertigstellungstermin könnte 2011/12 sein. Bis dahin werde sich der Büromarkt erholt haben, hofft Reich: "Und außer unserem Projekt dürfte dann kaum ein anderes auf den Markt kommen." Der Bauantrag ist in Vorbereitung.

Planungsdezernent Gregor Bonin sieht indes kein Problem darin, dass mehrere Hotel-Projekte nicht mehr realisiert werden: "Wir sind in der glücklichen Lage zu sagen: Wenn es kein Hotel gibt, wird eben etwas anderes gebaut."

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