Hoppeditz hatte ein Bier zu viel

Bei der symbolischen Verbrennung ging es auch um den Todesgrund.

Hoppeditz hatte ein Bier zu viel
Foto: Melanie Zanin

Nach einer Minute und knapp 30 Sekunden ist von der Hoppeditz-Puppe aus Stroh nur noch ein Häufchen Asche über. Mit lautem Wehklagen verabschiedeten sich mehr als hundert Jecken von der Karnevalszeit. In schwarzer Trauerkleidung beweinten sie am Aschermittwoch ihren Hoppeditz. „Die Frauen sind alle so traurig, sie glauben gar nicht wie viele Geliebte der Hoppeditz in Düsseldorf hatte“, sagte Helga Wesemann, eine Organisatorin vom Heimatverein „Düsseldorf Weiter“.

Die Narrenfigur wurde nach einem Trauerzug im Park hinter dem Stadtmuseum verbrannt.

Zuvor lüftete Wesemann das Geheimnis um den Tod des Schelms. Er habe eigentlich zum Valentinstag noch Herzen verteilen wollen, sei dann aber in seiner Lieblingskneipe in der Altstadt nach ein paar Bieren einfach umgefallen.

Außerdem habe Wesemann am Aschermittwoch noch mit Hoppeditz-Darsteller Tom Bauer telefoniert. Er liege nach seinem Unfall an Altweiber noch im Krankenhaus und sei ebenfalls „sooo traurig“.

Im Ibach-Saal des Stadtmuseums schunkelten sich die Jecken beim „Trauer-Palaver“ die Tränchen aus den Augen. Obwohl Susanne Anna, Gastgeberin und Leiterin des Stadtmuseum, zu Beginn kaum ein Wort rausbekam. „Wir sind älter geworden. Ich hoffe, der Hoppeditz hat das nicht gehört“, sagte sie.

Das „Pastörken“ Ulla Groß wirkte ebenfalls angeschlagen. „Er ist tot“, war die einfache Erkenntnis, die sie als erstes mit der Trauergemeinde teilte. Der Hoppeditz sei in Verbindung mit dem Motto „Jeck erst recht“ ein mutiger Streiter für die (Narren)-Freiheit gewesen. Zum Abschluss betete Ulla Groß eine abgewandelte Version des Vaterunsers: „Führe uns nicht in Versuchung, sondern gib uns die Kraft zum Weitertrinken.“

Diese Kraft war den anwesenden Jecken — zumindest vor der Hoppeditz-Verbrennung — noch nicht vergangen.

Zur Blasmusik der Kapelle Werner Bendels wurde im Saal getanzt, geschunkelt und das ein oder andere Trost-Schnäpschen getrunken. Wenn die Kapelle das Altbier-Lied von Hans Ludwig Lonsdorfer anstimmte, erinnerte nur die schwarze Kleidung der Anwesenden an den traurigen Anlass. Nachdem die letzten Flammen erloschen waren, waren noch vereinzelte Klagelaute zu hören. „So schön war das schon lange nicht mehr“, sagte eine Dame in Schwarz schließlich auf dem Rückweg.

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