Verlassene Orte Hier durften nur die „Tommys“ rein

Direkt neben dem Nordpark lag bis Anfang der 90er-Jahre das Herzstück der Rheinarmee in Düsseldorf.

Verlassene Orte: Hier durften nur die „Tommys“ rein
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Die britische Rheinarmee war seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und bis in die 90er-Jahre hinein sehr präsent im Norden von Düsseldorf. In unmittelbarer Flughafennähe dienten die „Tommys“ in einer englischen Kaserne, ihre Wohnsiedlungen lagen ebenfalls in Lohausen oder in Golzheim rings um die Meineckestraße. Während aber die Wohnhäuser heute noch stehen, beziehungsweise durch Neubauten ersetzt worden sind, ist das Herzstück der britischen Enklave in Düsseldorf verschwunden: das Kino und der Supermarkt direkt am Nordpark.

Die „Navy, Army and Air Force Institutes“ (Einrichtungen der Marine, Armee und Luftwaffe) bespielten das britische Kino, das direkt an der Kaiserswerther Straße in Höhe der Haltestelle Nordpark lag. Als Deutscher jedoch durfte man lediglich die Filmfotos in den Aushängen anschauen, Zutritt ins Kino hatten nur Angehörige der Rheinarmee. Das Gleiche galt für den Naafi-Shop, der samt Parkplatz gleich hinter dem Kino an der Grünewaldstraße lag und von Baked Beans über echten englischen Tee bis zum Ale-Bier alles bot, was die englische Küche an Delikatessen (manche finden: an Scheußlichkeiten) zu bieten hat. Für Deutsche aber galt auch hier: Zutritt verboten.

Als Kino und Supermarkt vor rund 25 Jahren schlossen, hatten sie ihre besten Tage freilich schon länger hinter sich. Seit Mitte der 70er-Jahre war die Rheinarmee in Düsseldorf auf dem Rückzug. Noch in den 50er-Jahren waren sie am Nordpark sehr präsent, hier gab es sogar feierliche Truppenaufmärsche zum Geburtstag Ihrer Majestät („Trooping the Colour“). An normalen Samstagen spielten die Briten gerne Fußball oder Rugby auf der großen Rasenfläche, die sich direkt südlich an den Nordpark anschließt und bis zum heutigen Tag „Engländerwiese“ heißt. Noch immer spielen hier viele Düsseldorfer Fußball (u.a. in der Lohausenliga), während Japaner sie zum Baseball nutzen.

Ob, wann und wie die Stockumer Grundstücke an der Kaiserswerther- und der Grünewaldstraße in bester Lage wieder bebaut werden, steht noch nicht fest. Klar ist dafür, dass auf der grünen Brache dahinter (hin zur Engländerwiese, neben dem Aquazoo-Parkplatz) eine Container-Siedlung für Flüchtlinge errichtet wird. 200 Asylsuchende werden dort ab dem Herbst eine Unterkunft habe. Erschlossen werden die ein- und zweigeschossigen Fertigbauten samt einer großen Spielfläche für Kinder über den Parkplatz des Aquazoos, der wiederum nach wie vor umgebaut wird und erst im nächsten Jahr wieder öffnet.

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