Hermann Harry Schmitz - der drittgrößte Mann des Jahrhunderts

Der Düsseldorfer Satiriker liebte Heinrich Heine und klugen Spott. Am Donnerstag vor 100 Jahren starb er.

Düsseldorf. Hermann Schmitz oder Hermann Harry Schmitz, wie sich der Düsseldorfer Literat in Anlehnung an den von ihm verehrten Harry (Heinrich) Heine nannte, gehört zu den originellsten Spöttern der Stadt. Der „Dandy vom Rhein“, so apostrophieren ihn seine Fans, war ein Liebling der so genannten feinen Gesellschaft, darin vergleichbar mit dem britischen Salon-Paradiesvogel Oscar Wilde, dem zweiten Vorbild des Autors humoristischer und satirischer Bücher. Am Donnerstag ist der 100. Todestag des Literaten.

Geboren am 12. Juli 1880 in Düsseldorf, sollte er auf Wunsch des Vaters, ein Fabrikdirektor, zunächst die Offizierslaufbahn einschlagen. Doch ein schweres Lungenleiden des Sohnes macht einen Strich durch die väterliche Rechnung. Heinrich Harry Schmitz wechselt also zum verbalen Geschütz, schreibt zunächst für die satirische Wochenzeitschrift „Simplicissimus“ (erschienen zwischen 1896 und 1944) und ab 1911 im Düsseldorfer Generalanzeiger, Vorläufer der heutigen Westdeutschen Zeitung. Dort erscheint fortan an jedem Wochenende eine Kolumne von Schmitz.

Hermann Harry Schmitz

Die Leser sind begeistert. Als einmal eine Kolumne ausfällt, gibt es Protest. In einem Leserbrief an Schmitz heißt es: „Wenn wir sonntags von Ihnen keine Geschichte haben, ist der ganze Tag traurig.“ Im Jahr 1911 erscheint auch Schmitz’ erstes Buch mit dem Titel „Der Säugling und andere Tragikomödien“ — Auftakt einer ganzen Reihe von Bänden rund um die grotesken Dinge des Alltags. Furore macht ein Werk mit dem Titel „Buch der Katastrophen“. Angriffsziel der Humorattacken: die Welt des Kleinbürgers im Industriezeitalter, dessen Abenteuer meist tödlich enden. Schmitz’ Spot ist nicht zu stoppen. Über sich selbst sagt er: „Der größte Mann des Jahrhunderts ist Zeppelin und ich bin der drittgrößte. Ich habe das mündlich.“ Sarkastisch schildert er, wie sein Vater vor Stolz fast platzte, als er den Sohn zum ersten Mal in Uniform sieht.

Das Ende des Hermann Harry Schmitz allerdings ist traurig. Er erschießt sich am 8. August 1913 in einem Hotel nahe des Kurorts Bad Münster am Stein, nachdem zahllose Aufenthalte in Sanatorien und Krankenhäusern keine Hoffnung auf Heilung seines schweren gesundheitlichen Leidens versprachen.

Das Andenken wird von der Hermann-Harry-Schmitz-Societät bewahrt, im Uhrenturm an der Grafenberger Allee 300.

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