Düsseldorf Heinrich Pröpper: „Ein parteiübergreifender Klüngel“

Heinrich Pröpper, ehemaliger Chef der IDR, packte vor Gericht aus, wie ein arbeitsloser CDU-Ratsherr versorgt wurde.

Düsseldorf: Heinrich Pröpper: „Ein parteiübergreifender Klüngel“
Foto: Stefan Arend

Düsseldorf. Heinrich Pröpper war exzellent vorbereitet. Mehr als zwei Stunden lang dauerte der Vortrag des ehemaligen Chefs der städtischen Immobilien-Tochter IDR. Jede Menge Dokumente hatte der 66-Jährige zur Sitzung ins Amtsgericht mitgebracht, ließ sie während seiner gleich an Richterin Susanne Goergens, die Schöffen und die Staatsanwaltschaft verteilen. Mehr als 71 000 Euro soll das Unternehmen an den ehemaligen CDU-Ratsherrn Harald Wachter gezahlt haben, ohne dass es eine Gegenleistung gab. „Das war ein parteiübergreifender Klüngel“, fasste Pröpper zusammen, was aus seiner Sicht vom Vorwurf der Vorteilsgewährung übrig blieb. Nämlich nichts.

Von der Champagner-Affäre, die vor zwei Jahren das Rathaus zum Beben brachte, war ohnehin in der Anklageschrift nichts übrig geblieben. In 95 Fällen soll Pröpper Spitzenpolitikern, darunter der Ex-Oberbürgermeister Dirk Elbers, aber auch Beigeordneten sowie Mitarbeitern der Staatskanzlei kistenweise Wein und Champagner zu Weihnachten geschenkt haben. Die Strafverfahren wurden inzwischen eingestellt, zum Teil gegen Geldauflagen bis 10 000 Euro.

Diese Summe hatte auch Harald Wachter gezahlt, damit die Staatsanwaltschaft alle Ermittlungen gegen ihn einstellte. Der ehemalige CDU-Ratsherr war insgesamt vier Jahre lang als Berater für die IDR tätig. Im Jahr 2007 soll er dann allerdings nicht mehr gearbeitet, aber trotzdem kassiert haben. Über 71 000 Euro. Nur darum geht es noch in dem Strafprozess gegen Pröpper.

„Ich habe aus der verschlafenen IDR ein dynamisches Unternehmen gemacht“, begann Pröpper seine Aussage. Die Arena, der Dome, das Schloss Eller oder der Bürgersaal in der Altstadt seien unter seiner Regie gebaut worden. Unterstützung habe er oft vom verstorbenen Oberbürgermeister Joachim Erwin erhalten.

Bei der IDR habe es in der Zeit ein „politisches Macht- und Ränkespiel“ gegeben, an dem neben Dirk Elbers auch der ehemalige Bürgermeister Hans Funk (CDU) und seine SPD-Kollegin Gudrun Hock beteiligt waren. „2003, mitten im Arena-Bau, hat mich Herr Funk dann in sehr bestimmten Ton aufgefordert, Harald Wachter einzustellen“, so Pröpper, „der hatte damals seinen Job beim RWE verloren.“ Zunächst habe er sich gewehrt und versucht, Wachter hinzuhalten. Doch dann habe sich Joachim Erwin eingeschaltet und nach einem Kompromiss gesucht. Der wurde auch gefunden: Der Christdemokrat ohne Job wurde nicht eingestellt, bekam aber einen mit bis zu 10 000 Euro monatlich dotierten Beratervertrag. Dafür gab es auch Rückendeckung von den anderen Parteien. Ende 2007 war bei der IDR aber nichts mehr zu tun für Wachter, der Vertrag wurde gekündigt.

Pröpper: „2012 hat dann eine regelrechte Hexenjagd auf mich begonnen.“ In dem Zusammenhang seien alle möglichen Vorwürfe gegen ihn erhoben werden. Was die Rechnungen für Wachter anbelangt, mache er sich keine Vorwürfe. Die seien von seinem kaufmännischen Prokuristen vorher geprüft worden. Darm habe er die Rechnungen ohne weiteres Ansehen abgezeichnet.

Einziger Zeuge war am Dienstag Harald Wachter, der vor allem bei den Nachfragen der Staatsanwaltschaft oft keine glückliche Figur machte. Er habe an zahlreichen Projekten der IDR mitgewirkt, unter anderen der Auslagerung der IT-Abteilung. Im letzten Jahr räumte er ein, dass er „nichts mehr geschrieben“ habe. Nur noch dokumentiert. Was das sei, wollte der Staatsanwalt wissen. „Ausgedruckt und eingeordnet“, so die Antwort. Ob das für ein Salär von über 71 000 Euro reicht, muss das Gericht entscheiden.

Drei weitere Zeugen, darunter die ehemalige Sekretärin des Angeklagten, wurden am Dienstag erst einmal wieder nach Haus geschickt. Am 20. Dezember wird weiter verhandelt.

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