Hauskatzen mit Freigang: Alle müssen kastriert werden

Politik beschließt neue Verordnung, um ausufernde Population der Tiere einzugrenzen.

Düsseldorf. In Düsseldorf wird es bald eine Kastrationspflicht für alle Hauskatzen geben, die frei herumlaufen können. Das beschloss am Mittwoch der Ordnungsausschuss auf Antrag der SPD einstimmig. Was für Unkundige brutal klingen mag, ist tatsächlich ein wichtiges Stück Tierschutz - das betonen jedenfalls die Experten.

"Seit Jahrzehnten fordern Tierärzte und Tierschutz-Verbände die systematische Kastration von Katzen, die sich in menschlicher Obhut befinden, aber auch frei herumlaufen dürfen", sagt Peter Steinbüchel, der Leiter des Amtes für Verbraucherschutz und Chef-Veterinär der Stadt.

Hauptgrund: Die Katzenpopulation auch in Düsseldorf wächst ebenso massiv wie unkontrolliert. Und das zeitigt Probleme - vor allem für die Katzen selbst. "Sie gefährden sich und den Straßenverkehr, sie dezimieren andere freilebende und bestandsbedrohte Tierarten und sie können Krankheiten übertragen", sagt Matthias Herz (SPD), selbst Besitzer von kastrierten Katzen.

Vor allem um den Nachwuchs von sich in der freien Wildbahn paarenden Katzen kümmert sich meist niemand - sie verwildern rasch und sind schon nach etwa acht Monaten geschlechtsreif. Der Ausweg Rather Tierheim ist verstellt, denn dessen Kapazitätsgrenze ist fast erreicht.

Deshalb wirbt auch der Düsseldorfer Katzenschutzbund vehement für die Kastrationspflicht. Zwischen 500 und 800 streunende Katzen im Jahr werden auf seine Initiative hin kastriert - viel zu wenig, meint Rudi Wolff, der Vorsitzende: "Die Katzen vermehren sich draußen wie verrückt und viele Junge verhungern und krepieren dann elendig."

Wie viele freilaufende Katzen es in der Stadt gibt, ist unklar, die Katzenschützer schätzen die Zahl auf bis zu 50.000. Amtsleiter Steinbüchel ist da vorsichtiger: "Genau kann das niemand sagen, weil es keine Meldepflicht für Katzen gibt. Aber dass es zigtausende sind, ist klar."

Dass Katzen Krankheiten auch auf den Menschen übertragen können, bestätigt der Amtsleiter: "Es kommt allerdings nur in Einzelfällen vor - etwa in Form von Flöhen oder Wurmeiern." Häufiger sei die Ansteckung von Tier zu Tier, zum Beispiel mit dem Katzenschnupfen, "auch das ist ein Grund, die Population nicht unkontrolliert wachsen zu lassen", sagt Steinbüchel.

Bleibt die Frage, wie die Kastrationsanordnung umgesetzt, sprich überprüft werden kann. Katzenschützer Wolff ist da skeptisch: "Ich fürchte, viele Halter werden sich da nicht dran halten, denn sie müssen ja die Kosten beim Tierarzt tragen." Beim Weibchen kostet die Operation zwischen 100 und 150 Euro, beim Kater werden 60 bis 80 Euro fällig.

Politiker Herz ist zumindest sicher, dass durch die Verordnung der Druck auf uneinsichtige Tierbesitzer wächst: "Natürlich schwärmt nicht der OSD zur Katzenkontrolle aus. Eine wichtige Rolle aber können die Tierärzte spielen, wenn Sie die Halter bei Behandlungen nachdrücklich auf die Pflicht zur Kastration hinweisen."

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