Hauptzeuge widerspricht sich

Im Wehrhahn-Prozess sagte Zellengenosse des Angeklagten aus.

Andreas L. war der Auslöser, dass die Ermittlungen zum Bombenanschlag am S-Bahnhof Wehrhahn vor vier Jahren wieder aufgenommen wurden. Jetzt saß der 44-Jährige als Hauptbelastungszeuge im Prozess vor dem Landgericht. Zwar wiederholte der Mann einiges, was der Angeklagte Ralf S. ihm damals im Gefängnis gestanden haben soll. Doch der Zeuge verwickelte sich auch mehrfach in Widersprüche und machte einen wenig souveränen Eindruck.

Die beiden hatten sich 2014 in der Justizvollzugsanstalt Castrop-Rauxel kennengelernt, wo Andreas L. wegen Betruges einsaß. Der Angeklagte hatte eine Geldstrafe nicht bezahlen können und musste deswegen die Haft verbüßen. Aufgrund der gemeinsamen Bundeswehr-Vergangenheit sei man sehr schnell ins Gespräch gekommen. Ralf S. habe ihm sogar angeboten, in seiner Detektei zu arbeiten. Da wunderte sich der Zeuge allerdings, warum jemand, der eine große Firma besitzt, seine Geldstrafe nicht bezahlen kann.

Was dann kam, war eine ganze Reihe von Widersprüchen, die sich durch die gesamte Aussage zogen. Zunächst hatte Andreas L. gesagt, das Geständnis habe sich aus einem belanglosen „Kaffee-und-Kuchen-Gespräch“ ergeben. Später schilderte der 44-Jährige die Situation völlig anders. Man habe sich gestritten. Ralf S. sei wütend gewesen, weil der Zeuge seine Geschichten über Spreng-Übungen mit Rohrbomben nicht glauben wollte. Daraufhin behauptete der Angeklagte, er „habe mit den Kanaken aufgeräumt und ein paar erwischt“. Bis dahin habe Andreas L. überhaupt nichts über den Bombenanschlag in Düsseldorf gewusst. In der Folge habe Ralf S. aber sehr detailliert beschrieben, wie er als Einzeltäter die Bombe gebaut und eine Plastiktüte aufgehängt habe: „Er hat mit dem Anschlag geprahlt und ihn als Visitenkarte benutzt.“

Der 44-Jährige habe zunächst daran gezweifelt, ob sein Mithäftling überhaupt zu einer so generalstabsmäßig geplanten Tat fähig war. Er informierte dann aber doch eine Sozialarbeiterin der JVA über das Gespräch. Sie fand im Internet schnell heraus, dass es diesen Anschlag tatsächlich gegeben hatte: „Die wurde ganz blass.“ Danach habe er den Kontakt zu dem 51-Jährigen abgebrochen.

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