Hasch-Kauf: Ein 35-Jähriger erzählt, wie er an den Stoff kommt

Cannabis ist immer noch die am häufigsten konsumierte illegale Substanz. Die WZ hat mit einem Kosumenten gesprochen.

Hasch-Kauf: Ein 35-Jähriger erzählt, wie er an den Stoff kommt
Foto: dpa

Düsseldorf. Cannabis ist illegal, trotzdem konsumieren es in Düsseldorf tausende Menschen mehr oder weniger regelmäßig. Sie stehen vor der Frage, wie sie an ihr Haschisch oder Marihuana kommen. Die WZ hat mit einem Konsumenten gesprochen. Jörg Marbert (35, Name geändert) erzählt von seinen Erfahrungen beim Kauf — und von den Problemen und Gefahren:

„Früher bin ich öfter nach Venlo gefahren, um Gras zu kaufen. Doch inzwischen haben sich in Holland die Gesetze geändert, Verkauf an Ausländer ist in den meisten Grenzstädten nicht mehr erlaubt. Allerdings war die Rückreise auch nicht ohne Gefahren, sowohl auf der Autobahn als auch im Zug hat die Polizei gezielt Reisende auf Drogen kontrolliert. Einmal haben sie bei mir etwas gefunden. Das wurde nicht weiter verfolgt, aber ich musste eine Haarprobe abgeben.

In den vergangenen zwei bis drei Jahren habe ich gewöhnlich auf dem Lessingplatz gekauft. Es fing damit an, dass ich dort nachts auf dem Heimweg angesprochen wurde. Seitdem gehe ich mehr oder weniger regelmäßig dort hin. Am Nachmittag versammeln sich da die Dealer, viele Marokkaner, aber auch Deutsche. Als ich zum ersten Mal jemanden ansprach, stellte der sich erst mal dumm. Aber die haben wohl ein Näschen dafür, ob jemand Polizist oder Käufer ist, ich bekam also etwas Dope. Gras wird dort eigentlich nicht verkauft, vielleicht weil es durch den intensiven Geruch auffälliger ist.

Ein Problem ist: Das läuft zum Teil auf Vertrauensbasis, ich bin schon mehrmals übers Ohr gehauen worden. Die Dealer haben das Haschisch nicht bei sich, sondern verschwinden für einige Minuten, um es zu holen. Sie verlangen aber immer Bezahlung im Voraus, angeblich, weil sie sonst ihren Zulieferer nicht bezahlen können. Ein paar Mal sind sie aber nicht zurückgekommen.

Solche Sachen passieren selten, aber immer wieder. Mir wurden auch schon aufwendig verklebte Packungen in die Hand gedrückt, die leer waren oder braune Klumpen, die irgendetwas waren, aber kein Hasch.

Was soll man da machen? Die Leute wissen, dass man sie nicht anzeigt. Einer sagte mir hinterher als Entschuldigung, er hätte keinen Dealer gefunden, außerdem sei er drogenabhängig. Aber sie wollen ja auch nicht ständig ihre Kunden vergraulen, deswegen sind solche Sachen die Ausnahme.

Andererseits: Die Qualität ist nicht besonders gut. Ich habe oft das Gefühl, das Zeug ist gestreckt, man merkt das am Geruch. Außerdem sind die Preise ziemlich hoch. Im Coffeeshop in Amsterdam bekommt man fürs gleiche Geld ungefähr die doppelte Menge. Inzwischen habe ich feste Ansprechpartner dort, ich unterhalte mich auch manchmal mit den Leuten ein bisschen. Einer erzählte von seinen Kindern, er sagte, er lebe von Hartz IV. Die Leute nutzen offenbar falsche Namen. Manchmal beobachte ich Revierkämpfe unter den Dealern, einmal wurde es auch handgreiflich. Manchmal sieht man Polizeiautos. Oder es sind keine Dealer da, dann war wohl vorher eine kleine Razzia. Angst vor der Polizei habe ich nicht, bislang hatte ich auch keine Probleme.

Ideal ist das nicht, die Nachteile liegen auf der Hand. Aber ich kenne in Düsseldorf keine wirklichen Alternativen. Hin und wieder kaufe ich Cannabis auf Partys, wenn es sich ergibt. Aber sonst habe ich keine Quellen.“

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