Hans Holzbecher: „Ich habe nie aufgehört zu spielen“

Hans Holzbecher, Hausregisseur des Kom(m)ödchens, über sein Solo-Programm, zu kurze Tage und den Umgang mit Kritik.

Hans Holzbecher: „Ich habe nie aufgehört zu spielen“
Foto: Sergej Lepke

Solo für Holzbecher: „3-Sterne-Eden.“ Was ist damit gemeint?

Holzbecher: Eden ist ja die Übersetzung von Paradies. Aber eben nur eines mit drei Sternen. Ein Fünf-Sterne-Paradies ist das nicht, in dem wir gerade leben.

Als langjähriger Hausregisseur gestalten Sie im Kom(m)ödchen das Programm eher hinter als auf der Bühne. Die Ensemble-Programme sind Dauerbrenner, vielfach ausgezeichnet, „Freaks“ zum Beispiel als „Beste Deutsche Komödie“. „Irgendwas mit Menschen“ ist permanent ausverkauft. Wo ist ihr Stammplatz im Kommödchen?

Holzbecher: Ganz klar vor der Bühne bei den Proben. Inzwischen bei sechs Inszenierungen.

Was treibt den Regisseur jetzt an die Rampe?

Holzbecher: Ich komme ja von der Rampe als gelernter Schauspieler. Außerdem hatte ich da total Lust drauf. Nach all dem Inszenieren will man da nicht länger zugucken, wie die Kollegen sagen, was man selber denkt.

Vor der Schauspielerei, da war noch was: Sie haben in Köln Sportwissenschaften und Philosophie studiert. Mit welchem Ziel? Irgendwas mit Lehramt?

Holzbecher: Möglicherweise wäre ich damit sportlich in der Erwachsenenbildung gelandet. Ich habe mich schon immer gerne bewegt, der Körper als Medium. Das funktioniert auch in der Schauspielerei, war meine nächste Erfahrung. So habe ich dann noch eine Schauspielschule besucht.

Sind Sie eitel?

Holzbecher: Sonst würde ich nicht da vorne stehen! Ach was, da müssen sie andere fragen. Es ist doch ganz einfach: Als Kind habe ich angefangen zu spielen - und nie damit aufgehört. Es ist die Inspiration, die mich reizt: mal übler Killer sein, dann kranker Mann. Lebenshunger trifft es wohl eher als Eitelkeit.

Sie schreiben auch Texte — für sich und andere. Wem möchten Sie mal einen Text auf den Leib schreiben?

Holzbecher: Nicht unbedingt. Da bin ich so reingerutscht, würde mich aber nie als Autor bezeichnen. Dafür haben wir andere brillante Talente im Team.

Und einfach sich selbst was von der Seele schreiben?

Holzbecher: Nein, nicht! - Doch! - Ja! - Aber! Ach, das ist so weit weg vom Theater, das wäre ein Stoff für einen Roman.

Aber Sie können sich doch wohl gut in andere hineinversetzen, sogar in Frauen. Haben sie nicht auch mal was für Cordula Stratmann gemacht?

Holzbecher: Nicht geschrieben, sondern gecoacht. Das mache ich schon mal, anderen Solisten Unterstützung geben, wenn sie es brauchen.

Also doch noch irgendwas mit Lehramt im weitesten Wortsinn. Wie gehen Sie eigentlich als Regisseur, Schauspieler, Kabarettist selbst mit Kritik um, mit Kritikern?

Holzbecher: Ich akzeptiere jede Kritik, wenn sie fair ist, wenn sie intelligent ist noch eher. Wenn’s gefallen hat und das noch begründet wird, dann ist es ganz toll.

Und dann singt er auch noch. Müssen Sie sich da auch der Kritik stellen?

Holzbecher: Ich gebe mir Mühe, nicht zu singen, wenn ich singe. Ich mache ja auch Musical.

Welches war da ihre Lieblingsrolle?

Holzbecher: Der Dr. Jekyll in Jekyll and Mr. Hyde.

Beim Stichwort Hörspiel habe ich gestaunt. Gibt es die überhaupt noch? In meiner Jugend war für mich der Krimi am Samstagmorgen im WDR das, was für viele heute der Tatort am Sonntag ist.

Holzbecher: Hörspiele sind toll! Allein wegen des Kopfkinos, das dabei entsteht. Mache ich gerne. Es ist fantastisch, was alles durch Stimmen transportiert werden kann.

Als Moderator treten Sie ja auch noch in Erscheinung. Wenn man da für einen Abend engagiert wird, muss man sich da als Kabarettist verbiegen oder darf man frei Schnauze?

Holzbecher: Bisher habe ich mich noch nie verbiegen müssen, ich durfte immer auch kritische Fragen stellen. Allerdings würde ich das nicht für jeden machen, zum Beispiel nicht für Audi oder VW.

Gibt es überhaupt noch etwas, was sie noch nicht gemacht haben, aber gerne noch machen möchten?

Holzbecher: Oh, ja! Viele Dinge für die Bühne — zum Beispiel Shakespeare inszenieren, Hamlet, Romeo und Julia. Da ist noch so viel mehr, ich bin immer auf der Suche. Dabei stellt sich für mich immer wieder die Frage: Wie viele Stunden hat der Tag? Immer zu wenige.

Wobei Kabarett ja ständig von der Aktualität überholt wird. 3-Sterne-Eden hatte bereits im September letzten Jahres Premiere. Und jetzt? Vertreibung aus dem Paradies? Kommt da noch ein Schuss SPD mit rein, wird GroKo reingerührt?

Holzbecher: Da wird’s sicher was geben. Ich empöre mich ja gerne über Dinge, über die sich sonst niemand beschwert, aber meist eine Ebene unter dem politischen Tagesgeschehen. Mir geht es dabei um die unterschiedlichen Realitäten, das Auseinanderdriften von gemeinschaftlichen Aktivitäten. Schnittmengen werden rarer. Wobei ich mich bei Fragen der Gesellschaft nicht als Antwortgeber sehe, eher als Fragesteller.

Deutschland ist geguckt, irgendwas mit Menschen gemacht. Arbeiten Sie bereits am nächsten Kom(m)ödchen-Programm? Worauf dürfen wir uns freuen?

Holzbecher: Da sind wir noch nicht so weit. Das aktuelle Programm läuft ja gerade richtig gut. Aber erste Ideen sind schon da.

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