Düsseldorf Handy am Steuer: Die Gefahr wächst

Mehr als 4900 Fahrer erwischte die Polizei bereits im ersten Halbjahr 2017 mit dem Handy am Steuer. Für das gesamte Jahr droht ein Negativ-Rekord.

Düsseldorf: Handy am Steuer: Die Gefahr wächst
Foto: dpa

Düsseldorf. Autofahren und dabei gleichzeitig mit dem Handy ohne Freisprechanlage telefonieren — das ist verboten. Wird man dabei erwischt, muss ein Bußgeld in Höhe von 60 Euro bezahlt werden. Zusätzlich gibt es einen Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg. Doch vielen Fahrern ist das offenbar egal. Die Düsseldorfer Polizei hat bereits im ersten Halbjahr 4939 Männer und Frauen bei der unerlaubten Nutzung des Mobiltelefons am Steuer erwischt. Eine neue Rekordzahl bei den Anzeigen deutet sich an.

Waren es im gesamten Jahr 2014 noch 4515 Anzeigen, schnellt die Zahl inzwischen in die Höhe: 2015 gab es insgesamt 8102 Anzeigen, im vergangenen Jahr 9985.

„Man kann von einem Blindflug sprechen“, beschreibt Susanna Heusgen, Sprecherin im Polizeipräsidium Düsseldorf, die hohe Unfallgefahr dieser Ablenkung beim Autofahren. In einer Sekunde sei man so bei 50 Km/h 14 Meter unkontrolliert unterwegs.

Die Polizeibeamten erkennen die Autofahrer, die während der Fahrt auch noch Kurznachrichten schreiben oder telefonieren. Sie halten oft weder die Spur noch den Abstand, sind plötzlich zu langsam unterwegs, „sie nehmen einfach nicht richtig am fließenden Verkehr teil“, sagt Heusgen.

Doch die erwischten Fahrer sind sich oft nicht bewusst, dass sie etwas Verbotenes und für alle Verkehrsteilnehmer Gefährliches tun. „Es hat geklingelt.“ „Ich hab nicht telefoniert.“ „Ich hab nur mal eben drauf geschaut.“ Das sind einige der Ausreden, die die Polizei zu hören bekommt.

Eine konkrete Zahl, wie viele Unfälle durch die Ablenkung (auch Navy, Schminken am Steuer oder Kaffeetasse auffüllen) verursacht werden, gibt es nicht. Hat die Polizei jedoch nach einem Unfall einen Verdachtsmoment, dass das Telefonieren oder Simsen am Steuer Ursache der Unaufmerksamkeit sein könnte, kann sie „das Auslesen der Daten beantragen“, erklärt Susanna Heusgen. Auch das Telefonieren auf dem Fahrrad ist verboten, weil es das Unfallrisiko durch Ablenkung erhöht und man im Notfall auch nur mit einer Hand lenkt.

Da die Ablenkung durch Handys eines der größten Unfallrisiken ist, das vermeidbar ist, plant das Bundesverkehrsministerium beim Handyverbot eine Erhöhung des Bußgeldes auf 100 Euro, bei schweren Verstößen auch noch höhere Geldbußen und sogar Fahrverbote.

Neben der Ablenkung durch technische Geräte ist zu schnelles Fahren eines der Hauptunfallrisiken. Auch hier nennt die Polizei auf WZ-Anfrage Halbjahreszahlen, die gegen eine verbesserte Verkehrsmoral der Fahrer sprechen. Bei den Laser- und Radarkontrollen der Polizei sind im ersten Halbjahr 2017 insgesamt 21 723 Temposünder erwischt worden, 2016 waren es im selben Zeitraum 22 100. Bei einer ähnlichen Anzahl der Kontrollen bewegt sich die Zahl der Temposünder auf hohem Niveau. „Die Kontrollen sind einfach notwendig, weil es so gefährlich ist“, begründet Heusgen.

Besonders viele Knöllchen verteilte die Polizei dabei am Terminalring des Flughafens und an der Auffahrt zur Kniebrücke (Höhe Reichsstraße). Hier halten sich viele Fahrer nicht an die Tempo-60-Begrenzung, die 2015 nach Lärmbeschwerden der Anwohner eingeführt worden war. Zuvor durfte man auf der Rampe 80 km/h fahren.

Und einen Spitzenwert nennt Heusgen dann noch von der Toulouser Allee. Auf der Entlastungsstraße war ein Fahrer im März mit 105 Km/h unterwegs; erlaubt ist hier Tempo 50. Die Straße ist seit Ende 2014 komplett freigegeben. Immer wieder fallen dort Temposünder auf, die die vierspurige Entlastungsstraße mit einer Stadtautobahn verwechseln.

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