Gutachter-Streit: Wann starb Susanne Lucan?

Ergebnisse der Wissenschaftler lassen viele Fragen offen. Verfahren wird möglicherweise abgebrochen.

Düsseldorf. Um eine zentrale Frage ging es am Donnerstag im Prozess um den Tod von Susanne Lucan. Wann ist die 27-Jährige gestorben, und war ihr Ex-Freund Thomas S. zu dem Zeitpunkt möglicherweise noch in der Wohnung an der Benzenbergstraße? Mehrere Gutachter wurden dazu gehört, doch am Ende war das Gericht nur wenig schlauer.

Ein Internist und Diplom-Landwirt, der sich schon seit 30 Jahren auf die Untersuchung von Magen-Inhalten spezialisiert hat, stellte fest, dass Susanne Lucan wahrscheinlich drei bis vier Stunden nach der letzten Mahlzeit ums Leben kam. Zu der Zeit hatte sich der Maschinenbau-Techniker noch bei der Frau befunden. Allerdings räumte der Gutachter ein, dass der Todeszeitpunkt auch acht Stunden später sein könne — und es seien auch weitere Abweichungen unter bestimmten Voraussetzungen nicht ausgeschlossen.

Ähnlich war auch das Ergebnis einer Wissenschaftlerin, die den Todeszeitpunkt nach der Körperwärme berechnete. Sie stellte insgesamt sechs verschiedene Varianten vor, die zwischen 17.35 Uhr (da hat Susanne Lucan nach Zeugenaussagen noch gelebt) und 7.04 Uhr am nächsten Morgen lagen. Auch diese Methode enthält erhebliche Unsicherheitsfaktoren. So ist von entscheidender Bedeutung, ob die Leiche von Susanne Lucan zugedeckt war oder nicht, was ebenfalls bisher unklar ist.

Ob die Gutachten dabei helfen, den Tod der jungen Frau nach mehr als neun Jahren zu klären, erscheint also fraglich. Zu vage und widersprüchlich waren die Ergebnisse insgesamt.

Richter Rainer Drees will in der nächsten Woche eine Zwischenbilanz ziehen. Vorher werden noch Zeugen aus dem Umfeld von Susanne Lucan und Thomas S. gehört. Sie sollen über das Verhältnis des Paares berichten. Möglich ist, dass der Prozess nach der Zwischenbilanz abgebrochen wird. Dann würde der Tod von Susanne Lucan wohl für immer ein Rätsel bleiben.

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