Düsseldorf Gut Grütersaap: Tiere zum Anfassen

In Knittkuhl leben Lämmer, Pferde, Ziegen und Gänse neben Lamas und Kälbern. Stadtkinder schnuppern Landluft.

Düsseldorf: Gut Grütersaap: Tiere zum Anfassen
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Julius nähert sich zum ersten Mal einem Pferd. Ungestüm schwankt er auf Sally zu, die gelassen am Wegesrand grast und den Jungen gar nicht wahrnimmt. Bevor der Eineinhalbjährige Sally erreicht, plumpst er auf den Hintern, erspäht die Gänse und ist schon wieder auf den Beinen Richtung Wiese unterwegs. „Es gibt hier so viel zu erkunden. Wenn man sonst nur die Innenstadtspielplätze gewöhnt ist, fühlt es sich hier wie Urlaub an“, sagt seine Mutter Hanna Kirch (30), die ihrem Sohn gelassen nachschaut.

Auf Gut Grütersaap am Aaper Wald fühlen sich die Besucher an diesem Vormittag wie in eine andere Welt versetzt: Lämmer, Ziegen, Ponys und Gänse wärmen sich in der Sonne und recken ihre Köpfe durch das Gitter, um von den Kindern mit Gras und Körnerfutter versorgt zu werden. „Wir kommen sehr oft her, mindestens aber einmal im Monat“, sagt die 25 Jahre alte Mutter einer dreijährigen Tochter. „Hier hat Lisa zum ersten Mal auf einem Pony gesessen. Der Kontakt mit Tieren ist mir sehr wichtig“, sagt sie. Jeden Sonntag findet ab 13 Uhr bei trockenem Wetter das geführte Ponyreiten auf der großen Wiese nahe des Segelflugplatzes statt. Wenn der erste Ansturm vorüber ist, grasen die Pferde und Ponys bis zu ihrem nächsten Einsatz gesattelt auf der Wiese.

Dann haben auch Jenny (15) und Celina (18) Görsmeyer Zeit zum Durchatmen. Die Schwestern sind auf Gut Grütersaap aufgewachsen, wohnen mit ihrer Mutter Heike, Vater Albert, Onkel Heinrich und Tante Martina auf dem Hof — ein Leben, um das sie die vielen Reiter-Mädchen beneiden. „Ja, es ist schon toll, mit all den Tieren aufzuwachsen. Aber es ist auch harte Arbeit“, sagt Jenny, während sie einige Ponys für den Einsatz an diesem Sonntag bereitmacht.

Die kleinsten Ponys, die Mini-Shetlandponys, können Eltern nach vorheriger Absprache auf einen Spaziergang mitnehmen. Für die meisten Kleinkinder ist das der erste Ausritt ihres Lebens. Auch Jenny saß auf einem solchen Pony, bevor sie selbst laufen konnte. „Das ist einfach so, wenn man hier aufwächst“, sagt sie. Neben den 20 eigenen Pferden der Familie Görsmeyer, den vielen Pensionspferden, den zwei Lämmern den vielen Gänsen, Enten und Hühnern, 30 Ziegen und aktuell elf Zicklein hält Gut Grütersaap rund 700 Lämmer, die auf den Wiesen rund um den Hof und auf den Rheinwiesen grasen.

Für die Haltung der Lämmer ist Jennys Onkel, Heinrich Görsmeyer (54), zuständig. Auch er ist auf Gut Grütersaap aufgewachsen, damals besaß die Familie Tausende von Schafen, deren Fleisch und Wolle auf den umliegenden Märkten verkauft wurden. Noch heute ist der Hof bekannt für seine Lammspezialitäten und Lammfelle. Sechs Monate toben die Lämmer auf der Wiese, bis sie in den Partnermetzgereien geschlachtet werden. An drei Tagen in der Woche wird das Lammfleisch auf den Wochenmärkten verkauft (dienstags in Ratingen, freitags auf dem Friedensplätzchen in Unterbilk und samstags am Kolpingplatz an der Klever Straße).

Am Wochenende und an Feiertagen steht Heinrich Görsmeyer auf dem Hof hinterm Grill und verkauft an sonnigen Tagen im Minutentakt seine Lammwürstchen im Brötchen. Seine Frau Martina ist die Backfee des Hofes und versorgt die Besucher mit Kuchenblechen und handgemachten Torten.

Mittlerweile sind alle Ponys gesattelt und Jenny hat Zeit, bei den zwei Neuzugängen des Hofes vorbeizuschauen. Zwei Kälber liegen etwas versteckt auf einer Wiese unter den Bäumen. „Die hat meine Schwester zum 18. Geburtstag geschenkt bekommen“, sagt sie. Die beiden werden später neben den Pferden auf der Weide grasen. Geld einbringen werden die Tiere wohl nicht. „Die sind eher zum Vergnügen da“, sagt Jenny. Und wieder wird deutlich: Trotz der harten Arbeit auf dem Hof und wenig Freizeit — ein Leben in der Stadt ist für die 15-Jährige unvorstellbar.

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