Düsseldorf „Guru“ zwingt Frauen auf den Strich — und zur Selbstgeißelung

Die Opfer waren dem Mann (29) offenbar vollkommen ergeben. 18 Stunden am Tag arbeiteten sie im Bordell, ließen wohl alles mit sich machen.

Düsseldorf: „Guru“ zwingt Frauen auf den Strich — und zur Selbstgeißelung
Foto: dpa/Roessler

Düsseldorf. Der Fall ist so unglaublich, dass Staatsanwalt Stefan Willkomm und Ermittler Tom Hülser noch immer Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben steht, als sie am Freitag vor die Presse treten: Ein 29-jähriger soll sich als eine Art Guru so überhöht haben, dass ein Mann (26) und zwei Frauen (25 und 29) ihm in vollkommener Ergebenheit folgten. Die Frauen soll er in die Prostitution getrieben haben — manchmal mehr als 18 Stunden am Tag haben sie sich laut Ermittler verkauft, sich selbst Unvorstellbares angetan. Ein einmaliger Fall in Düsseldorf.

Der Hauptverdächtige führte wohl ein klassisches Doppelleben. So schildern es die Ermittler: Von seinen drei Gefolgsleuten ließ er sich mit „Heiliger“ oder „Gesandter“ anreden. Er schnitt die Frauen von jeglichem sozialen Kontakt ab. Sie sollten ihm jeden Tag 1000 Euro zahlen — „die Frauen dürften dafür sämtliche von den Freiern geforderten Sonderleistungen erbracht haben“, sagt Staatsanwalt Willkomm. Was genau das bedeutet, sagt er nicht. Wenn sie die Summe nicht abgeben konnten, mussten sie sich offenbar selbst Gewalt antun. Der 26-Jährige habe als Mittelsmann fungiert und das Geld abgeholt. Doch auch er glaubte an den Kult: Er soll sich, als der 29-Jährige nach einer Verfehlung ein Opfer von ihm verlangte, selbst den Finger abgeschnitten haben.

Gleichzeitig führte der Mann ein normales Familienleben mit Frau und Kind, wohnte in einem Reihenhaus in Köln-Auweiler. „Der nette Nachbar von nebenan“, verdeutlicht Tom Hülser von der Düsseldorfer Kripo. In dieses Idyll platzte am Mittwochmorgen das Spezialeinsatzkommando — der Verdächtige ist als gewaltbereit bekannt.

Drei Monate verdeckter Ermittlungen gingen diesem Zugriff voraus. Am 9. Juni war ein Einsatztrupp der Polizei auf einen Streit zwischen einer Frau und zwei Männern an der Karl-Hohmann-Straße in Reisholz aufmerksam geworden. Vor Ort trafen sie auf den 29-Jährigen — er erklärte zwar, alles sei in Ordnung, doch die Polizisten hatten den Verdacht, die Frau könnte im nahe gelegenen Saunaclub arbeiten. Womöglich gegen ihren Willen. Ein Verdacht, der sich wenige Tage später bei einer Razzia in dem Bordell erhärtete. Die Spezialisten der Kripo entschieden sich zu einer umfangreichen Überwachung — technisch und mit Zivilbeamten. So fanden sie heraus, dass es eine zweite Frau gab.

Die beiden kannten sich überhaupt nicht, glaubten aber jeweils, mit dem 26-Jährigen eine Beziehung zu führen. Er wurde jetzt in Stuttgart verhaftet, wo die 25-Jährige gerade in einem Bordell arbeitete. Beide Männer sitzen in U-Haft — und schweigen. Über 90 000 Euro Vermögenswerte entdeckten die Ermittler bei dem Hauptverdächtigen. Den Frauen hatte er wohl nichts gelassen. Sie werden nun betreut, behutsam wieder an ein normales Leben herangeführt. Staatsanwalt Willkomm: „Wir werden sie nicht allein lassen.“

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