Grenzerlebnis mit kalten Füßen

Mitglieder der Tai Wu Dao Schule trainierten 48 Stunden — auch in Badehose im See.

Düsseldorf. Auch wenn am Wochenende schon Frühlingstemperaturen herrschten, für einen Sprung ins kühle Nass war es eigentlich noch viel zu kalt. Zwölf Wagemutige ließen sich davon nicht abhalten, schlüpften in Bikini und Badehose und nahmen das erste Bad im Freien. Der Schwimmausflug zum grünen See in Ratingen war Teil des Frühlingsseminars des Tai Wu Dao Verbandes aus Düsseldorf.

Die Schule für Kung-Fu-Wu-Shu-Kampfkunst und Gesundheitslehre veranstaltet einmal im Jahr einen dreitägigen Workshop. Zwölf Teilnehmer trainierten dieses Mal von Freitag bis Sonntag 48 Stunden gemeinsam. „Das Seminar soll die Gruppe an ihre Grenzen bringen“, sagt Andreas Bensiek, Verbandsvorstand und Leiter des Workshops.

Der Sprung in den grünen See brachte alle an ihre äußersten Grenzen. Stephanie Angst (17) verzieht schmerzvoll das Gesicht, als sie mit nackten Füßen die Temperatur des Wassers testet. Unter lautem Stöhnen geht sie einige Zentimeter weiter, dann wieder zurück ans Ufer. „Ihr schafft das“, ruft Andreas Bensiek aufmunternd seinen Schützlingen zu. Stephanie Angst startet einen neuen Versuch, dieses Mal überwindet sie sich. Andere sind mutiger und springen gleich mit Anlauf in den See.

Dann wird im knietiefen Wasser die erste Übung angestimmt. „Die erste Drachenform“, ruft der Leiter. Synchron strecken die Gruppenmitglieder ihre Arme aus, lassen einen Schrei los und kicken mit ihrem rechten Bein in die Luft.

Jede Position wird von einem tiefen Ein- und Ausatmen begleitet — so laut, dass einige Spaziergänger am Seeufer irritiert stehen bleiben. „Die Atemtechnik ist sehr wichtig. Durch das kräftige Rauspressen der Luft wird die Muskulatur angespannt und man kann Schläge besser aufnehmen“, erklärt Bensiek. Nach einigen Minuten ist das kalte Grenzerlebnis beendet. Stephanie Angst hat bis zum Ende durchgehalten, ihre Lippen sind allerdings blau angelaufen und sie zittert am ganzen Körper.

„Gerade für Jugendliche ist das Austesten der Grenzen zentral. Besser sie machen das mit Kampfsport und kalten Badeausflügen als mit Drogen oder anderen Exzessen“, erklärt Andreas Bensiek, der selbst mit 16 Jahren zum Kung Fu kam. Stephanie Angst stand zum ersten Mal mit neun Jahren auf der roten Übungsmatte im Tai Wu Dao Verband an der Torfbruchstraße in Gerresheim.

„Damals sahen die Übungen für mich unheimlich schwer aus, ich dachte, ich schaffe das nie“, sagt sie. Heute steht sie kurz vor der Prüfung zum zweiten braunen Gürtel, einer Stufe vor dem schwarzen Gürtel. Das Seminar soll sie ihrem Ziel ein Stückchen näher bringen. Die blauen Lippen und kalten Füße nimmt sie gern in Kauf. „Jetzt gibt’s erst einmal einen heißen Tee“, sagt Bensiek und holt aus seinem Rucksack eine große Thermoskanne.

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