Grabputz mit Zahnbürsten

Am Samstag fand erstmals ein Frühjahrsputz auf dem Golzheimer Friedhof statt.

Düsseldorf. Muntere Gespräche, Kaffee und Kuchen, herumliegende Zahnbürsten und große Gießkannen sorgen am Samstagvormittag für ein ungewöhnliches Bild auf dem sonst eher stillen Golzheimer Friedhof. Grund dafür ist ein etwas anderer Frühjahrsputz.

Das Gartenamt, der Förderverein des Golzheimer Friedhofs und der Verein „Rettet den Golzheimer Friedhof e.V.“ haben zur Reinigung der historischen Grabmale eingeladen. Im Vorfeld waren im letzten Jahr schon Patenschaften für die Gedenksteine eingerichtet worden. Über 50 Paten bekamen ein Grabmal zugeteilt. Einer der Paten ist Oberbürgermeister Dirk Elbers.

Als qualifizierte Unterstützung hilft der Düsseldorfer Steinmetz Ulrich Haan tatkräftig den 30 Teilnehmern am Samstag. Alte Zahnbürsten, Holzkeile und viel Wasser sind die wichtigsten Werkzeuge.

„Man muss im Kopf behalten, dass man mit ein paar Zahnbürsten keine professionelle Sanierung ersetzten kann“, sagt Haan. Eine solche kann bis zu 22.000 Euro kosten. Hauptsächlich geht es darum, den Golzheimer Friedhof nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Das betont auch der Vorsitzende des Fördervereins, Karl-Heinz Meyer. „Ich habe schon lange nicht mehr so viele Leute hier gesehen“, sagt Meyer begeistert.

Martina Wagner ist die Patin eines acht Meter hohen Grabmals und trotz gebrochenen Beines zur Putzaktion gekommen. Aus dem Rollstuhl heraus entfernt sie unermüdlich Efeu und Moos an den Stellen, an die sie herankommt.

Ihre Motivation, Patin zu sein, ist ihre Verbundenheit mit Golzheim. Knapp 20 Meter entfernt von „ihrem“ Grabmal stand früher einmal ein Sandkasten, in dem sie täglich spielte. „Es wäre schade, wenn ein solch schöner und historischer Ort in Vergessenheit geriete“, sagt Wagner. Dass sie einen der höchsten Gedenksteine pflegt, hat sie sich aussuchen können.

Das Mal ist zu Ehren von acht Jesuiten errichtet worden, deren Geschichte sie besonders interessiert. Manche Patenschaften werden von Schulklassen übernommen, die sich meistens einen Lehrer wünschen. Haan bittet alle Helfer, vorsichtig bei der Reinigung zu sein. Denn es seien schon Nasen abgebrochen worden beim Versuch, Moos abzukratzen. „Sowas passiert aber sehr selten. Es ist toll, dass so viele gekommen sind. Die Wirkung ist riesig“, sagt Haan.

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