Gesundheit: Sorge um Blutspendenmangel

Besonders junge Menschen spenden weniger Blut – viele scheuen den Aufwand, aber auch der Konservenhandel sorgt für Unbehagen.

Düsseldorf. Kliniken und Blutspendezentralen schlagen Alarm: Spender bleiben aus, Blut ist Mangelware. Trotz regelmäßiger Aufrufe gelingt es nicht, Neuspender zu finden.

An der Uni-Klinik ist die Zahl der Spenden im vergangenen Jahr um fünf Prozent zurückgegangen. "Wir hatten nur 13 800 Vollblut-Spenden", sagt Claudia von Gössels, leitende Pflegekraft an der Uni-Klinik. Für eine ausreichende Versorgung benötige man aber das Doppelte.

Besonders Neuspender zwischen 25 und 40 Jahren sind rar. Menschen, die üblicherweise voll im Berufsleben stehen. Dr. Erik Lehnert, Herstellungsleiter der Uni-Transfusionszentrale, sieht deswegen bei den Arbeitgebern ein Problem: "Es gibt kaum Firmen, die ihren Mitarbeitern für die Blutspende freigeben", sagt er. "Arbeitnehmer überlegen es sich zweimal, ob sie wegen einer Spende später ins Büro kommen."

Zudem führt Lehnert ein gesellschaftliches Phänomen an. "Viele sind sich nicht mehr ihrer sozialen Verantwortung bewusst. Für sie ist der Aufwand zu hoch."

Mit ähnlichen Problemen kämpft auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Im Dezember sind die Spenden bei der DRK-Blutspendezentrale in Breitscheid um 15 Prozent zurückgegangen. Das habe saisonale Gründe, liege aber auch an der nachlassenden Spendenbereitschaft.

Die Probleme könnten aber auch hausgemacht sein. Das TV-Magazin Frontal21 etwa berichtete jüngst über den Handel mit Blutkonserven, mit dem das DRK bis zu 500 Millionen Umsatz im Jahr mache. Menschen, denen bei dem Gedanken des Blutspendens bisher unwohl war, dürften ihre Sorgen bei diesem Konservenhandel bestätigt sehen.

Auf den ersten Blick mag das stimmen: Nach eigener Aussage hat der DRK-Blutspendedienst West, zu dem auch die Zentrale in Breitscheid gehört, 2007 mit dem Verkauf von Blutkonserven sieben Millionen Euro Gewinn eingefahren. Im Gegensatz zur Uni-Klinik, die Spendern 25 Euro Aufwandsentschädigung zahlt, bekommen Spender beim DRK kein Geld.

Viel Reibach bei null Aufwand? "Das ist bei Weitem nicht so", sagt Thomas Herzfeld, Sprecher der Spendenzentrale. "Wir haben enorme Kosten für Instrumente, Miete und unsere 1000 Mitarbeiter." Die Bilanz für 2008 steht zwar noch aus, aber die fehlende Spendenbereitschaft dürfte sich bemerkbar machen. Beim Blutspendedienst West, geht man von einer Bilanz plusminus Null aus.

So oder so: Es gibt gute Gründe, Blut zu spenden, denn nicht nur Unfallopfer profitieren davon. "Dreiviertel der Spenden werden für Krebstherapien benötigt. Da während der Chemotherapie die körpereigene Blutbildung unterdrückt wird, sind Patienten darauf angewiesen", sagt Lehnert. Wegen der Blutknappheit komme es zwar noch nicht zu Verschiebungen von Operationen, "aber wir müssen langsamauf die Reserven zugreifen."

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