Gesundheit: Lotsen weisen bei Demenz den Weg ins Pflegesystem

Offiziell gibt es in Düsseldorf 10000 Menschen, die an Demenz erkrankt sind – in Wirklichkeit sind es aber deutlich mehr.

Düsseldorf. "Weg vom Geist" - so lautet die wörtliche Übersetzung des Begriffs Demenz. Das trifft die Sache recht gut, denn die Krankheit ist mehr als nur eine Gedächtnisstörung.

Die Ursachen - es gibt bis zu 100 unterschiedliche - sind längst nicht alle erforscht. Die Auswirkungen sind aber in fast jedem Haushalt zu spüren.

Etwa in dem des Oberbürgermeisters. "Wir haben die Diagnose Demenz in der Familie und dann erst gemerkt, wie wichtig Hilfe, Rat und Informationen sind", erzählt Dirk Elbers am Donnerstag bei der Eröffnung des Demenz-Servicezentrums. Zusammen mit dem Pflegebüro ist es vom Oberbilker Markt an die Willi-Becker-Allee umgezogen.

Das Zentrum ist eine Art Erste Hilfe-Station für Demenzkranke und ihre Angehörigen. Aber auch professionell Pflegende und Ärzte finden dort Unterstützung und Beratung. Beratung, die notwendig ist. Nach offiziellen Schätzungen leben 10000 Menschen in Düsseldorf, die an Demenz erkrankt sind.

Die Dunkelziffer ist allerdings hoch -, weil es so gewollt ist. "Es tauchen nur Menschen mit mittlerer und schwerer Demenz in der Statistik auf", sagt Silke Lua, Psychologin im Servicezentrum. Sie schätzt die Zahl der Erkrankten auf mindestens 12000."

Etwa 1200 Beratungen zählen Lua und Kollegen in jedem Jahr. Tendenz durch den demographischen Wandel rasant steigend. Eine aktuelle Studie des Instituts für Gesundheits-System-Forschung zeigt, dass sich die Zahl der Demenzkranken bis 2050 verdoppeln wird.

"In Düsseldorf sind wir darauf gut eingestellt", sagt Sozialamtsleiter Roland Buschhausen. Insgesamt 5000 Pflegeplätze gibt es in 51 Düsseldorfer Heimen. Zwei Krankenhäuser haben geriatrische Schwerpunkte, das LVR-Klinikum in Grafenberg eine gerontopsychiatrische Ambulanz.

Für Angehörige macht es aber gerade das große Angebot schwierig, das richtige zu finden. Dort setzt die Arbeit des Demenzzentrums an. "Wir verstehen uns als Lotsen und vermitteln den Kontakt zu Einrichtungen oder Beratungsstellen anderer Träger", sagt Lua. "An erster Stelle steht, dass die Kranken oder ihrer Angehörigen den Weg ins Pflegesystem finden."

Dieser muss nicht notwendigerweise in ein Heim führen - eine der größten Befürchtungen von Erkrankten und Angehörigen. "Oft zeigt sich in den Gesprächen, dass die Kranken auch zu Hause gepflegt werden können."

Das allerdings ist für die Angehörigen oft eine Belastung. Deshalb haben die Berater auch für sie Antworten auf wichtige Fragen: Wo gibt es Unterstützung und wer hilft, wenn Urlaub ansteht?

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