Gesundheit: Immer in Angst vor dem Schub

Seit 25 Jahren hilft der Verein DMSG MS-Kranken aus Düsseldorf und Umgebung. Einer von zurzeit rund 700 ist der Künstler Alfred Winter.

Düsseldorf. In der Anfangsphase ist die Krankheit auf den ersten Blick nicht erkennbar. Deshalb hat die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) in Düsseldorf einmal Nicht-Betroffenen zur Veranschaulichung Skihandschuhe angezogen und sie gebeten, ihren Hemdknopf zuzumachen. "Das gab den Leuten eine Ahnung davon, welche Folgen diese Krankheit für die Patienten hat", sagt Gisa Berghof, Vorsitzende der DMSG-Ortsvereinigung Düsseldorf und Umgebung.

Sein Hemd zuzuknöpfen kommt für Alfred Winter (54) nicht mehr infrage, er kann nur noch seinen Kopf bewegen. Bei ihm brach die Krankheit schon mit 19 Jahren aus. Er konnte damals noch sein Kunststudium zu Ende bringen, seit rund 20 Jahren sitzt er im Rollstuhl.

Auch das Malen wurde für Winter immer schwerer, vor ungefähr zwei Jahren fing er schließlich in einem Kunstkurs der Düsseldorfer DMSG an, mit dem Mund zu malen. Einige seiner Bilder sind in einer Ausstellung zu sehen, die am Freitag in der St.-Mauritius-Therapieklinik in Meerbusch eröffnet wird. Alfred Winter ist außerdem in der Initiative "Bus und Bahn für alle" aktiv und sagt über sich selber: "Ich bin ein optimistischer und aktiver Mensch."

Außer Alfred Winter sind in Düsseldorf und Umgebung rund 700 Betroffene Mitglied in der DMSG, nach Schätzungen gibt es zirka 1000 Patienten. Neben der zunehmenden Einschränkung ihrer Beweglichkeit kämpfen viele mit weiteren Symptomen: Sehschwierigkeiten, Koordinationsprobleme, Schwindel, Lähmungen, Depressionen.

Der Verein feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen und wendet sich aus diesem Anlass zum Jahresende verstärkt an die Öffentlichkeit: mit einem Benefizkonzert und einer Kunstausstellung, in der auch Werke zu sehen sind, die Patienten mit dem Mund gemalt haben. Zudem können sich Betroffene und Interessierte in einem Seminar über Neuerungen bei der Behandlung der Krankheit informieren.

Die Diagnose MS hat für die Betroffenen oft weitreichende Konsequenzen. Viele werden nach gewisser Zeit arbeitsunfähig, verlieren soziale Kontakte. Auch gehen häufig Beziehungen an der Krankheit zugrunde, berichtet Patricia Kronberg, die für die Mitglieder der Düsseldorfer Ortsvereinigung Beratungen anbietet. Schwer sei es für sie auch, mit der Unberechenbarkeit von MS umzugehen: "Zwischen den Schüben geht es vielen zeitweise sehr gut, dann kommen plötzlich brutale Rückschläge."

Prof. Wolfgang Steinke vom Marien-Hospital beschäftigt sich seit Jahren mit der Krankheit und berichtet von Fortschritten bei der Behandlung: "Es werden hoffentlich bald Tabletten auf den Markt kommen, die viele Patienten davon befreien werden, sich selber Spritzen setzen zu müssen." Er warnt aber auch vor unseriösen Methoden wie Sauerstofftherapie, die im Internet angeboten würden.

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