Gerricht: Rentner wurde zum Stalker

Der Prozess um verschmähte Liebe wurde eingestellt.

Düsseldorf. Es wäre die schönste Liebesgeschichte des Jahres - wenn sie nicht nur der Fantasie eines 78-jährigen Rentners aus Garath entsprungen wäre. Er hatte sich im Frühjahr vergangenen Jahres unsterblich in eine 70-Jährige verliebt. Beim Spaziergang im Wald hatte der Mann die rüstige Seniorin kennen gelernt. "Fünf Minuten später haben wir dort getanzt", erinnerte er sich gestern vor dem Amtsgericht, wo er sich wegen "Nachstellen" verantworten musste.

Das Problem: Die Angebetete erwiderte seine starken Gefühle nicht. Dabei hatte der Mann alle romantischen Register gezogen. Auf dem Garather Marktplatz gestand er ihr lautstark seine Liebe. Als sie mit einer Freundin spazieren ging, sprang er plötzlich aus einem Gebüsch und rief "Ich liebe dich". Immer wieder wollte er sie zu einem erotischen Schäferstündchen überreden, doch die Frau lehnte ab. Per Postkarte schickte er ihr regelmäßig zärtliche Botschaften.

Die Anklage wirft dem ehemaligen Bergmann Stalking vor. Er habe "beharrlich" die Nähe der Frau gesucht und dadurch ihr Leben schwer beeinträchtigt. Er soll ihr mit dem Auto gefolgt und sie an der Bushaltestelle abgefangen haben. Auch in einem Kulturzentrum, dass die Frau regelmäßig besuchte, soll er ständig aufgekreuzt sein. Die 70-Jährige habe sich irgendwann kaum mehr aus dem Haus gewagt, heißt es. Mittlerweile sei sie sogar in Behandlung bei einem Nervenarzt. "Wir haben uns täglich zum Nordic Walking getroffen", behauptete er gestern. "Ich war verliebt, geküsst haben wir uns aber nie."

Seine Herzensdame betonte im Prozess, dass sie sich erst nach Anzeigenerstattung sicher gefühlt habe. "Mittlerweile habe ich ihm verziehen", sagte die kleine Frau mit den grauen Haaren. "Wenn wir uns auf der Straße treffen, dann sprechen wir miteinander." Seit einer Woche herrsche guter Frieden und er würde sie nicht mehr verfolgen.

Der Richter stellte das Verfahren gegen den 78-Jährigen deshalb ein. Er gab dem Mann jedoch deutliche Worte mit auf den Weg: "Schlagen Sie sich die Frau aus dem Kopf." Das fällt dem Rentner sichtlich schwer: "Okay, dann mache ich eben Schluss. Aber mir tut das sehr weh."

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