Gerresheim: Eine Grüne Dame seit 25 Jahren

In vielen Krankenhäusern helfen ehrenamtliche Betreuer. Anneliese Glaw ist seit einem Vierteljahrhundert in Gerresheim aktiv.

Düsseldorf. Jeden Freitag um 12 Uhr sitzen Anneliese Glaw und Dagmar Gromnitza in der Cafeteria des Gerresheimer Krankenhauses und klönen ein wenig. Sie sind weder Ärztinnen noch Krankenschwestern. Auch gesundheitlich fehlt ihnen nichts, und doch kommen sie jede Woche wieder ins Krankenhaus. Denn die beiden Frauen betreuen hier viele Patienten.

Eigentlich werden sie Grüne Damen genannt, doch mancher Patient im Gerresheimer Krankenhaus ist sich sicher: "Das sind Grüne Engel".

Seit 25 Jahren arbeitet Anneliese Glaw ehrenamtlich im Gerresheimer Krankenhaus. "Seit März 1985", erinnert sie sich ganz genau. Seitdem erledigt sie für die Patienten kleinere Einkäufe und hilft Besuchern, sich in der Klinik an der Gräulinger Straße zu orientieren. "Wir machen alles, worum die Schwestern sich nicht kümmern können, wenn sie mal wieder im Laufschritt unterwegs sind", sagt Glaw.

Die Grünen Damen sind Mädchen für alles - jedenfalls alles aus dem nichtmedizinischen Bereich. Und das bedeutet vor allem: zuhören und reden. "Es gibt sehr viele, vor allem ältere Leute, die alleine sind und Gesprächsbedarf haben. Die wollen oft nur, dass ihnen jemand zuhört", sagt Anneliese Glaw.

Zuhören, sich kümmern, das wissen die Grünen Damen, ist das Wichtigste, was sie den Patienten geben können. Menschlichkeit und Mitgefühl sind Therapieformen, die es nicht auf Krankenschein gibt und die keine Kasse bezahlt.

Viele Patienten haben Angst vor dem, was auf sie zukommt. "Für uns ist es oft nur eine Kleinigkeit, ihnen zu helfen." Aber die Patienten sind ihnen dankbar, und das ist ihr Lohn.

Manchmal kann der Einsatz der Grünen Damen auch sehr traurig sein. Dagmar Gromnitza spricht über so einen Moment. "Einmal habe ich freitags noch eine Patientin gesehen, montags las ich dann ihre Todesanzeige. Da ist mir dann erstmal die Zeitung aus der Hand gefallen", erzählt sie.

Wenn Glaw es schafft, einen Patienten zu trösten, ist sie "froh und glücklich". Dabei hilft ihr, dass sie gut Witze erzählen kann. Lachenden Patienten geht es gleich besser, weiß sie. Manchmal hilft auch ihre "italienische Methode" an - weil ihr Vater Italiener war, besitzt auch sie einen italienischen Pass. Und die Methode geht so: Küsschen links, Küsschen rechts. Glaw sagt: "Mit der Zeit weiß man, mit wem man das machen kann."

Anneliese Glaw hat eine Eigenschaft, die manchen Menschen etwas sonderbar vorkommen mag. "Wenn es mir schlecht geht, muss ich nur in die Nähe des Krankenhauses kommen und mir geht es wieder besser." Deswegen haben ihre Kinder ihr auch schon einmal geraten, dass sie einen zweiten Termin im Krankenhaus annehmen soll.

Doch nun ist es nicht gerade so, dass Anneliese Glaw über ein Übermaß an freier Zeit verfügt. Vier erwachsene Kinder, zehn Enkel und zwei Urenkel halten sie ganz schön auf Trab. "Du bist halt auch so ein Muttertier", neckt sie Dagmar Gromnitza respektvoll. Oder anders gesagt: Den grünen Damen geht es einfach gut, wenn sie anderen helfen können.

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