Generalprobe für Eurogames geglückt

Der Düssel-Cup am Wochenende war Vorbild für Europas größtes Sportevent für Schwule und Lesben, das 2020 am Rhein stattfindet.

Generalprobe für Eurogames geglückt
Foto: Sergej Lepke

„Der Puls steigt von Monat zu Monat“, sagt Götz Fellrath. In zwei Jahren will der 43-Jährige zusammen mit seinem Team mehr als 3000 schwule Sportler und lesbische Sportlerinnen nach Düsseldorf zum größten europäischen Sport-Wettkampf für Homosexuelle einladen. Und schon jetzt werfen die Eurogames 2020 ihre Schatten voraus: Der Düssel-Cup, seit Jahren Düsseldorfs erfolgreiches Szene-Turnier in mittlerweile zehn Sportarten, ist gewissermaßen Vorbild dafür — denn im Grunde ist er nichts anderes als die Eurogames, nur drei Nummern kleiner.

Die diesjährige Ausgabe des Düssel-Cups lockte von Freitag bis gestern mehr als 700 Sportler aus ganz Europa in die Sportstätten der Stadt. Gespielt wurden unter anderem Badminton, Basketball und Volleyball. Neu dabei war in diesem Jahr erstmals Bowling. Und die Bilanz ist durchweg positiv: „Wir hatten diesmal keinen einzigen Verletzten“, vermeldete der Organisator gestern glücklich. Völlig unterschätzt hatte das Turnier eine Damen-Basketball-Mannschaft, die aus Leichlingen angereist war: Vor der Finalrunde musste sie vor Erschöpfung aufgeben — die sechs Sportlerinnen hatten den Düssel-Cup für ein Spaß-Turnier gehalten. „In Wirklichkeit haben wir aber viele echte Cracks dabei“, sagt Fellrath.

Zum Zugucken waren auch drei Vertreter aus Rom dabei, die dort im kommenden Jahr die Eurogames organisieren. Vom Düssel-Cup-Team wollten sie lernen, wie sich solch ein Turnier auf die Beine stellen lässt: Wie funktioniert das Registrierungs-System? Wie lässt sich die IT organisieren? Und wie das Rahmenprogramm gestalten? Denn in all dem hat das Düsseldorfer Team, das sich aus den schwul-lesbischen Sportvereinen VC Phönix, Düsseldorf Dolphins und Weiberkram zusammensetzt, seit zwölf Jahren Erfahrung. „Es gibt einfach Sportarten, von denen wir in Italien keine Ahnung haben, weil sie dort niemand betreibt“, sagt der Deutsch-Italiener Klaus Heusslein, einer der drei Gäste aus Italien. Das sei zum Beispiel Badminton — deswegen schaute er den Düssel-Cup-Organisatoren dabei ganz besonders über die Schulter. „Es fängt schon da an, dass es in Italien überhaupt keine Sporthallen gibt, die hoch genug sind“, sagt Heusslein. „Es gibt in Italien keinen, den man fragen kann, deswegen sind wir nach Düsseldorf gekommen, hier hat das Team ja jahrelang Erfahrung.“

Für die Düsseldorfer Eurogames in zwei Jahren steht derweil schon vieles fest. Das selbst gesetzte Ziel, mehr als 30 Sportarten anzubieten, werde in jeden Fall erreicht, sagt Götz Fellrath. Geklappt habe es zum Beispiel, Wasserball, Judo, Karate und auch Schach als Disziplinen zu integrieren. „Und wir haben auch die Fühler nach E-Sports ausgestreckt, wissen aber noch nicht ganz, wie wir das organisieren könnten.“ Ein Skiturnier soll in der Neusser Skihalle stattfinden — Fellrath: „Da kann man natürlich kein Langlauf-Turnier starten, aber Slalom sollte drin sein.“

Einige Finalrunden, zum Beispiel im Badminton sowie im Volley- und Basketball, sollen zudem in der Castello-Arena in Reisholz ausgetragen werden, um möglichst viele Zuschauer anzulocken. Weil es mehr Sportarten geben soll, als es in Düsseldorf geeignete Sportstätten gibt, wird Rudern etwa auf einer Regattastrecke in Köln ausgetragen und Squash und Badminton werden nach Kaarst ausgelagert. „So viele Sportarten, wie wir anbieten wollen, gab es noch nie bei einem Eurogames-Turnier“, sagt Fellrath.

Probleme in der Verständigung der schwul-lesbischen Vereine mit den anderen Sportvereinen gebe es nicht. Offen sind die Eurogames, genau wie der Düssel-Cup, für alle: „Gut ein Viertel der Teilnehmer ist nicht schwul oder lesbisch“, sagt Fellrath. Gerade für viele Schwule und Lesben aus dem Ausland ist der Düssel-Cup aber seit Jahren ein wichtiger Termin. „In Osteuropa gibt es nicht viele eigene Sportvereine.“ Für viele sei es da eine tolle Erfahrung, in einer großen Gruppe Gleichgesinnter gemeinsam Sport zu treiben. Gemeinsam sollen übrigens auch die Eurogames gestemmt werden: Bei vielen anderen Vereinen in der Stadt haben Fellrath und sein Team Werbung gemacht. So sind beispielsweise der Golfclub Hubbelrath und der Rochusclub Grafenberg (Tennis) mit im Boot.

Im Sommer wollen die drei schwul-lesbischen Vereine aus Düsseldorf offiziell eine Gesellschaft gründen, die dann für die Eurogames verantwortlich sein wird. Zum diesjährigen Christopher-Street-Day (CSD) soll das Logo vorgestellt werden. Und in genau einem Jahr, beim Düssel-Cup 2019, soll die Registrierung für alle Sportler der Eurogames starten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort