Geist auf der Düsseldorfer Rheinkirmes: Ein Job mit Zukunft

Im vierten Teil des Kirmes-Selbstversuchs verdingt sich WZ-Mitarbeiter Andreas Krüger in der Geisterbahn. Nach dem ersten Einsatz macht ihm die Chefin ein Angebot.

Düsseldorf. Nachdem ich nun Fischbrötchen bei Oeltjens Fischinsel gebacken und mich als Gläserblitz in der Schumacher—Scheune abgerackert habe und feststellen musste, dass der Holzkohlegrill bei Willi Kebben viel zu heiß für mich ist, versuche ich mich heute mal als Geist-Praktikant in der Geisterbahn der Familie Fellerhoff. Zumal ich meine, dass der Job durchaus Zukunft hat, weil man ihn auch noch nach seinem Ableben ausführen kann. Vielleicht sogar noch etwas authentischer.

Meine Kollegen haben ihre besten Zeiten auch schon hinter sich. Radislav ist ein untoter Koch. So nennt man Menschen, die schon gestorben sind und als blutrünstige Zombies wieder zurückkehren. Der fuchtelt mit seinem Säbel vor den Fahrgästen, bevor sie aussteigen. Das funktioniert fast immer. Das will ich auch machen. Aber erst einmal muss ich mich in ein Monster verwandeln. Und als Make-Up-Artistin ist Chefin Jennifer Fellerhof unschlagbar. Nach knapp einer Stunde erkennt mich nicht einmal ihre Schwester Yvonne, die ich nun auch schon etwas länger kenne.

Doch was zeichnet einen guten Geist eigentlich aus? Junior-Chef Hermann Fellerhoff klärt mich auf: „Das Timing ist sehr wichtig. Ein richtiger Geist muss zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein. Und immer so anschleichen, dass man dich nicht sieht.“ Das ist doch machbar.

(Knapp eine Stunde dauert es, bis Jennifer Fellerhoff unseren Autor Andreas Krüger in ein gefährliches Monster verwandelt hat. Foto: Melanie Zanin)

Nachdem ich mir zusammen mit Paul ein Outfit ausgesucht habe, geht es an die Arbeit. Paul ist übrigens Ire und schon seit ein paar Jahren Profi-Erschrecker bei den Fellerhoffs. Er hat ziemlich viel Blut in seinem Gesicht. „Das macht mir normalerweise auch nichts aus, aber bei diesem heißen Wetter läuft dir manchmal schon das Blut am ganzen Körper runter.“ Zum Glück sprechen wir von Filmblut, doch das macht die Sache auch nicht viel besser.

Zuerst werde ich Radislav an die Seite gestellt, der die Fahrgäste kurz vor dem Aussteigen in „Empfang“ nimmt. Diesmal brüllen wir gemeinsam. Ein weiblicher Fahrgast, um die 20 Jahre alt, erschreckt sich total und fängt an zu kreischen: „Das ist überhaupt nicht lustig.“ Da sind wir unterschiedlicher Meinung, denn ich muss laut lachen. Sie murmelt so vor sich hin: „Ich fahre nie wieder mit der Geisterbahn.“ Ach, das geht bestimmt auch vorbei, sage ich zu ihr.

Die Reaktionen, die ich erlebe, sind total unterschiedlich. Einige sind ziemlich gelangweilt, andere erschrocken und ängstlich. Andere fangen sogar hysterisch an zu kreischen.

Ich bin ein wenig überrascht, denn die Fahrgäste sehen mich und wissen, was am Ende der Fahrt auf sie zukommt. Ich bin nun trotzdem der Meinung, dass man den Angstfaktor noch ein wenig erhöhen sollte und stelle mich in die Geisterbahn an eine dunkle Stelle hinter einer großen Tür, denn dort rechnet niemand mit mir. Sobald der Wagen durch die Tür kommt, werde ich auf ihn springen. „Aber denk dran, dass Du niemanden berührst“, meint der Junior-Chef. Das will ich auch gar nicht. Ich hab eher Bedenken, dass einer der Fahrgäste vor Angst nach mir schlägt, aber das passiert zum Glück nicht.

(Der Plan hat funktioniert: Ute Nikolay ( v.l.) und Nicole Schäfer erschrecken sich gewaltig. Foto: Melanie Zanin)

Die perfekten Opfer waren an diesem Tag Nicole Schäfer und Ute Nikolay aus Siegen. Ihr Gesicht, als ich plötzlich vor ihnen stand, werde ich so schnell nicht vergessen.

Ich habe unglaublich viel Spaß in meinem Job. Und nach dem Ende meines Praktikums ist Chefin Jennifer Fellerhoff sehr mit mir zufrieden. „Du eignest Dich gut als Geist. Wenn Du mal einen neuen Job suchst, dann melde dich bei mir.“

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