Düsseldorf Geisel will nicht Kanzler werden

OB habe den „schönsten Beruf der Welt“, sagte er bei Maier-Bode.

Düsseldorf: Geisel will nicht Kanzler werden
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Düsseldorf. Der rote Teppich liegt (noch) nicht am Boden. Martin Maier-Bode rollt ihn nicht aus und nicht auf. Er hat ihn lässig übers alte Sofa geworfen. Für den „Dorf-Bürgermeister“ Thomas Geisel. Der nimmt auch brav Platz, dabei aber irgendwie mehr als ein Blatt vor den Mund. Oder liegt’s an den abgesprochenen Fragen? Meier-Bode: „Das hatte ich schon angesprochen, dass ich das aussprechen muss.“ Deshalb wirken Dialoge manchmal so durchgesessen wie die Couch. Sitzungen im Rathaus sind da oft, meist mehr Kabarett.

Zum Beispiel die Kindergartenbeiträge. Die muss man nicht — und als Kabarettist schon gar nicht — mit den Kosten der Tour de France aufzurechnen versuchen. Aber Geisel kann dabei die elf Millionen, die das die Stadt so ungefähr kosten wird, in einen imaginären Medienwert umrechnen. Bilder, die 2017 an den Radlern und Zuschauern vorbei wuschen in alle Welt, sollen 30 Millionen Euro wert sein. Profan in diesem Zusammenhang Maier-Bodes Sorge, ob Düsseldorf dann genug Apotheken habe für Teams wie Paracetamol und Ibuprofen oder der Vorschlag, die Schuldenuhr am Rathaus als Zeitmesser der Tour zu nutzen.

Überhaupt: Düsseldorf als solches? Er sei in die Stadt gezogen „ohne jegliche Erwartungen“ und habe sich in sie „von der ersten Minute an verliebt“, sagt Geisel. Seine Gleichung: Dynamik plus Erfolg gleich Lebensqualität. Der OB zur allgemeinen Finanzlage: „Zugegeben, das Finanzpolster ist aufgebraucht.“ Und mahnt gleichzeitig sich und die anderen: „Wir können nicht heute Party feiern und morgen die Kinder dafür bezahlen lassen.“

Und die Kultur? Geisel lenkt von der aktuellen Lage des Schauspielhauses ab auf vermeintliche Dienste vor seiner Zeit: Düsseldorf sei die Wiege der elektronischen Musik und auch die Stadt der Fotokunst. Vermessen seine Überzeugung, Zero hätte seine Existenz Düsseldorf zu verdanken.

Geisel habe doch schon mal die CDU geschlagen, als er Oberbürgermeister von Düsseldorf wurde, meinte Martin Maier-Bode, ob er nicht vielleicht Ambitionen hätte, dies auf Bundesebene zu wiederholen? Nun, ja, er habe, bevor er ins rheinische Rathaus zog, „durchaus mal eine Zeit lang mit einer Kanzlerkandidatur geliebäugelt“ sagt Geisel, und lässt dabei, ob er das ernst oder ironisch gemeint war. Aber 2017 stände er nicht zur Verfügung. Schließlich habe er in Düsseldorf „den schönsten Beruf der Welt“. Und in dieser Eigenschaft enteilte der OB zur nächsten Sitzung: zum Schützenfest nach Lierenfeld.

Zuvor hatte Geisel sich die Düsseldorfer in ihrem Selbstverständnis selbstironischer gewünscht „mit so viel Selbstbewusstsein, dass sie über sich selbst lachen können“. Da hilft nur üben. Gilt auch für die Macher von „Machtin machts“, Maier-Bode und sein Assistent und Mieter der Wohnung mit dem zerschlissenen Sofa, Lutz Krämer, alias Daniel Graf. Denn das Konzept der Gastgeber ist grundsätzlich gut.

Und, nun ja, Geisel muss weder ein guter Alleinunterhalter noch ein origineller Interview-Partner sein. Da waren ja noch Tina Teubner und Ben Süverkrüp. Die reißen’s raus an dem Abend mit Häppchen aus ihrem neuen Programm über’s Altwerden (im September im Kom(m)ödchen). Teubner: „Ich muss nicht mehr mit jungen schönen Männern auf versiffte Campingplätze. Da fahre ich lieber mit Freundinnen in tolle Gegenden, wo wir über unsere Verhältnisse leben, aber immer noch nicht standesgemäß.“ Wenn Männer nicht (mehr) mitmachen wollen, droht sie: „Wenn Du mich verlässt, komm ich mit.“

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