Elke Heidenreich: Gedanken zu Robert Schumann

Autorin Elke Heidenreich gastierte beim „ZweiKlang“. Sie hält den Komponisten für gebildet — und für einen „provinziellen Schweiger“.

Elke Heidenreich: Gedanken zu Robert Schumann
Foto: Leonie von Kleist

Düsseldorf. Robert Schumann stand als Person im Mittelpunkt eines Spätnachmittags in dem nach ihm benannten Saal im Museum Kunst-Palast. Allerdings erklang keine Musik von ihm selbst, sondern von seiner Frau Clara, dem gemeinsamen Freund Johannes Brahms und einem noch lebenden und im Schumann-Saal anwesenden Komponisten: Marc-Aurel Floros (geb. 1971). Die Buchautorin Elke Heidenreich hatte für den Anlass einen Text über Schumanns Leben und Persönlichkeit verfasst. Sie las daraus im Wechsel mit den Musikdarbietungen durch das Trio Vivente.

Elke Heidenreich mischte biografisch Bekanntes über Schumann und die Seinen mit eigenen Gedanken, was ihren Vortrag über allgemein Referierendes hinaus hob. Schumann sei gebildet und belesen gewesen, aber überhaupt nicht weltoffen, sondern still und verschlossen. „Er war ein provinzieller Schweiger“, sagt Elke Heidenreich. Und über das Verhältnis zu Heinrich Heine und seiner von Schumann vertonten Dichtkunst meint sie: „Schumann hat Heines Bitterkeit ins Melancholische veredelt.“

Musikalisch zu Gehör kam nun Clara Schumanns frühes Klaviertrio g-Moll op. 17. Recht früh sind eigentlich alle Werke Claras entstanden. Wie Heidenreich erwähnt, hat Roberts neun Jahre jüngere Ehefrau nach dem Tod ihres 46-jährig verstorbenen Mannes keine Note mehr komponiert. Das g-Moll-Trio klingt typisch romantisch, besitzt allerhand melodische und harmonische Reize, wirkt aber auch etwas konventionell. Jutta Ernst (Klavier), Anne Katharina Schreiber (Violine) und Kristin von der Goltz (Cello) spielen das Werk mit viel Liebe, Engagement und spieltechnischer Souveränität. Beim Hören merkt man dem Trio Vivente ein Sendungsbewusstsein an und das Bestreben musikalische Besonderheiten und originelle Einfälle plastisch herauszuarbeiten.

Derweil ist es ein ungewöhnlicher Fall, dass im stark von Männern dominierten Konzertbetrieb nun eine rein weibliche Kunst zu erleben ist: Musik von einer Frau, gespielt von drei Frauen, die auch von einer Frau anmoderiert werden. Nach dem Clara-Schumann-Stück erklingen zwei Kompositionen von Männern, Marc-Aurel Floros’ Konzertphantasie „Eismeer“ und das Klaviertrio C-Dur op. 87 von Brahms. „Eismeer“ ist ein Stück über den in der Nervenheilanstalt Bonn-Endenich sterbenden Schumann. Im Eismeer schipperte Schumann im Atlas, den ihm Brahms geschenkt hatte, und träumte zu versinken. Das Stück klingt spätromantisch und expressiv.

Das Trio Vivente musiziert auch hier hingebungsvoll, ebenso bei Brahms, dem anspruchsvollsten Opus des Abends. Die drei Musikerinnen spielen nicht über alle Maßen virtuos, doch mit sehr viel Feinsinn und Reichtum an Nuancen. Kräftiger Beifall im restlos ausverkauften Saal.

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