Düsseldorf Garath 2.0: Verjüngung für die Trabantenstadt

Bei „Garath 2.0“ sollen bis 2021 50 Projekte umgesetzt werden. Stadt, Land, Bund und EU investieren 26 Millionen Euro.

Düsseldorf: Garath 2.0: Verjüngung für die Trabantenstadt
Foto: Wilfried Meyer

Düsseldorf. Großen Politiker- und Medienandrang sind die Garather nicht gewohnt. Montagmittag beehrten NRW-Bauminister Michael Groschek, OB Thomas Geisel, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Baudezernentin Cornelia Zuschke gemeinsam die Trabantenstadt im Süden zu einem Spaziergang durchs Viertel. Auch um sich selbst ein Bild von Garath zu machen, vor allem aber, um zu zeigen (am 14. Mai ist schließlich Landtagswahl), was Stadt und Land jetzt alles tun für das lange vernachlässigte Quartier. „Garath 2.0 — den Wandel gestalten“, heißt das 2015 initiierte Handlungskonzept.

Es umfasst unglaubliche 268 Seiten, hinzu kommen 94 Seiten eines ergänzenden Exposés. Man muss das nicht alles en détail durcharbeiten, um schnell zu erkennen, dass die insgesamt 50 Maßnahmen in sechs Handlungsfeldern von der Nahversorgung, über Gestaltung, Bildung, Sport und Kultur bis zu Begegnungen ebenso vielfältig wie pragmatisch sind. Da steht die dringend notwendige Neugestaltung der Freiräume in Garath-Südwest neben dem neuen Sport- und Bewegungspark an der Stettiner Straße; die Verschönerung der Bürgerwiese neben dem I-Punkt-Arbeit-mobil; die neue Jugendfreizeitstätte Lüderitzstraße neben der Einkaufsbegleitung für Senioren; die Erweiterung der Freizeitstätte Garath (u.a. wird der Innenhof überdacht) neben der Auffrischung des Straßengrüns; die Schaffung neuer Nachbarschaftstreffs neben der Reinigung der S-Bahn-Unterführung. Unterm Strich kosten die 50 Projekte, die bis 2021 realisiert werden sollen, rund 26 Millionen Euro, etwa zwei Drittel davon zahlen Land, Bund und EU, ein Drittel die Stadt.

Seit Beginn des Prozesses „Garath 2.0“ wurden die Bewohner über die verschiedensten Kanäle befragt und eingebunden. „Das Interesse der Menschen war enorm hoch“, sagt Baudezernentin Cornelia Zuschke.

Es zeigte sich, dass in Garath Eigen- und Fremdbild weiter auseinander gehen als anderswo. „Die Leute leben gerne hier, aber das Image von Garath nach außen ist schlecht“, hat Minister Groschek beim Rundgang festgestellt. Manche Garath-Fakten dürften selbst Düsseldorf-Kenner verblüffen: So liegt der Anteil von Ein- und Zweifamilienhäusern im vermeintlichen Wohnsilo-Satelliten mit 60,7 Prozent deutlich über dem Stadtschnitt (49,3 %).

Auf der anderen Seite hat in Garath eine Person durchschnittlich nur 34 Quadratmeter Wohnraum, in der Gesamtstadt sind es 42. Und unübersehbar ist, dass die fast durchweg zwischen 1958 und 68 erbauten Wohnungen in die Jahre gekommen sind. Dennoch: Leerstände gibt es fast nicht. Und deshalb befürchten manche schon, Teilen Garaths könnte das Schicksal von Wohnhochhäusern in Hassels blühen, also: Modernisierung, gefolgt von drastischen Mieterhöhungen. „Die öffentliche Aufwertung darf nicht zu privater Gewinnmaximierung führen“, sagt Groschek, räumt indes gleich ein, dass der Staat nicht viel dagegen tun könnte, wenn Hauskäufer auch im tiefsten Süden Profit machen wollten. Es müssten vor allem mehr neue Wohnungen gebaut werden, auch in Garath, wo zwischen 1987 und 2009 fast kein neues Haus entstand, empfiehlt der Bauminister.

Aber dafür gibt es bei „Garath 2.0“ keinen Fördertopf. Das bleibt Privatsache.

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